Es sind mehrere Sensationen zugleich: dieser WM-Titel ist die erste Titelverteidigung seit 14 Jahren, es ist sein fünfter Erfolg bei einer Weltmeisterschaft und außerdem kam er direkt aus einer mehrmonatigen Pause. Ronnie O’Sullivan bezwingt mit 18-12 im Finale der Betfair World Snooker Championship 2013 Barry Hawkins, der das Turnier seines Lebens spielte. „The Rocket“ hat die letzten zwei Wochen gute Argumente geliefert, um als bester Spieler aller Zeiten zu gelten.
Ins Rampenlicht rückt auch sein Kontrahent, der Australian Open-Champion Barry Hawkins. Der 34-jährige spielte das beste Turnier seiner Karriere und erreichte verdient das Finale der Weltmeisterschaft. Er hätte es auch gewinnen können, wenn er nicht ausgerechnet auf den König des Snooker-Sports in Form getroffen wäre.
Es waren starke Spielstunden von Hawkins. In der ersten Runde traf er auf Jack Lisowski und bereits vor Turnierbeginn vermutete man, dass der Youngster womöglich den späteren Finalisten aus dem Turnier werfen könnte. Es kam anders. Hawkins siegte und siegte. Dass es nicht einfach nur Losglück war, zeigen seine Siege gegen Mark Selby, Ding Junhui und Ricky Walden. Selby und Ding wurden als Titel-Favoriten gehandelt, jedoch sorgte Hawkins gleich doppelt für die Sensation.
Hawkins war im Finale auch in Form und zerstörte zwei schöne Statistiken von O’Sullivan. Während dem Finale lag der Weltmeister zum ersten Mal in einem Match hinten und verlor auch zum ersten Mal des Turniers den ersten Frame einer Session. Es reichte jedoch nicht.
Er war zwar in Form, vergab jedoch einzelne Chancen. Besonders schmerzhaft war die Möglichkeit in Frame 19, als er mit 9-10 den Anschluss hätte erzielen können. Er patzte ausgerechnet am Frameball und O’Sullivan räumte in seiner genialen Manier den Tisch ab.
Doch selbst wenn Hawkins diese Chancen genutzt hätte, es wäre gegen so einen Ronnie O’Sullivan schwierig geworden. O’Sullivan war in Top-Form. Der fünffache Weltmeister konnte sein gewohnt starkes Break Building auspacken und legte in seinem Safety-Spiel noch eine Schippe drauf. Es war mehr als ausreichend für einen 18-12 Sieg.
Eine Frage, die sich wieder stellt, ist, wie es mit O’Sullivan weitergeht.
Bereits nach dem Halbfinale kündigte Ronnie O’Sullivan an, dass diese Weltmeisterschaft sein letztes großes Turnier gewesen sein soll. Er werde noch einige kleinere Turniere wie die PTC-Veranstaltungen spielen, doch mehr auch nicht. Wiederholt hat er diese Sätze auch nach dem Finale, doch ist es nur schwer vorstellbar ihn nie wieder im Crucible Theatre zu sehen. Zumal er bereits öfter seinen Ruhestand angekündigt hat. Man darf daher erwarten, dass er wiederkommen wird.
O’Sullivan ist der verdiente Turniersieger. Er war die letzten 17 Tage der beste Spieler und sein fünfter WM-Titel dürfte selbst bei Skeptikern für eine Diskussion sorgen, ob er denn nicht Stephen Hendry und Steve Davis als bislang größte Crucible-Legenden ablöse.
Zwar hat er (noch) weniger WM-Titel als die beiden Spieler, doch erspielte er diese zu einem Zeitpunkt, in dem die Konkurrenz nicht größer sein könnte. Bewertet man allein die Leistung, die O’Sullivan auf dem Tisch hervorbringen kann, so zieht er für viele Experten und Profis bereits an Hendry und Davis vorbei. Welcher anderer Spieler hätte eine Saison ausgelassen und lediglich die Weltmeisterschaft gespielt und in so unnachahmlicher Manier gewonnen. Zwar spielte er ein PTC-Match, welches er verlor, jedoch war er ansonsten nicht auf den Profi-Turnieren vertreten oder gar auf einem TV-Tisch zu sehen.
Ronnie O’Sullivan ist bereits eine Legende des Snooker-Sports und nach diesem Triumph womöglich der Beste, der je ein Queue in die Hand genommen hat.