Zum achten Mal gewinnt Ronnie O’Sullivan die UK Championship. Im Finale besiegt er Ding Junhui mit 10–7. Dreißig Jahre nach seinem ersten Erfolg bei der UK Championship ist er nun der jüngste und älteste Sieger des prestigeträchtigen Turniers.
Ronnie O’Sullivan hatte sich ein bisschen frei nach dem Motto „ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss“ ins Finale gespielt. Viele seiner Kontrahenten hatten extrem starke Performances bei dieser UK Championship abgeliefert, aber nicht unbedingt in dem Match, in welchen sie auf O’Sullivan trafen. Ding Junhui hatte den harten Weg ins Finale der UK Championship gewählt. Zunächst hatte er den Titelverteidiger eliminiert, dann Tom Ford im direkten Duell aus den Top 16 und damit aus den Masters-Rängen geworfen. Es folgten ein Sieg über Mark Williams inklusive Rekord und ein Halbfinal-Sieg gegen den Mann der Saison Judd Trump.
Ding Junhui erreichte in den letzten Jahren nicht mehr oft die finalen Runden in Turnieren, doch in York zur UK Championship findet er stets sein bestes Spiel. Insgesamt dreimal konnte Ding Junhui die UK Championship gewinnen, zuletzt 2019. In diesem Jahr erreichte er zum zweiten Mal in Folge das Finale. Für Ronnie O’Sullivan ging es heute um ein besonderes Jubiläum. Dreißig Jahre nach seinem ersten UK Championship Titel spielte er heute um Titel Nummer 8.
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— WST (@WeAreWST) December 3, 2023
Überraschend ausgeglichenes Finale am Nachmittag
Am Nachmittag gelang Ronnie O’Sullivan ein Traumstart. Hoch konzentriert legte er mit einer 71 los. Doch Ding Junhui machte sich direkt im Anschluss auf auszugleichen. Doch nach 63 Punkten im Break verschoss er eine leichte Pinke auf die Mitte, O’Sullivan bekam die Chance und drehte den Frame dank eines weiteren Breaks von 71. Ähnlich verlief dann auch der dritte Frame, dort verschoss Ding im Break bei 38 eine Schwarze vom Spot. Damit gab er O’Sullivan die Gelegenheit, mit einer 91 den Vorsprung auf 3–0 auszubauen.
Auf Twitter begannen die Ersten schon zu unken, dass das Finale für Ding Junhui ja bereits gelaufen sei. Doch Ding hatte sich keinesfalls schon aufgeben. Er begrenzte den Schaden zur Pause mit einer 89 auf 1–3. Danach erwischte erneut O’Sullivan den besseren Start. Er gewann einen umkämpften Frame auf die Farben. Dann startete Ding sein Comeback und gewann die letzten drei Frames der Session, darunter einen mit einem Century-Break. Im letzten Frame musste er nochmal kurz zittern, als er sich kurz vorm Frameball verstellte, aber er kontrollierte den taktischen Austausch und machte den Frame kurz danach sicher.
Die erste Session endete somit ausgeglichen 4–4, was nach dem Start in das UK Championship Finale durchaus etwas überraschend war. Gewissermaßen ging Ding Junhui als Sieger aus der Session hervor.
Konzentrierter O’Sullivan legt vor, selbstbewusster Ding zieht mit
Am Abend war O’Sullivan zunächst der Glücklichere der beiden. Nach einem verschossenen langen Einsteiger lief die Rote zurück in den Pulk und sprengte ihn auf. Doch Ding kam an den Tisch und konnte keinen Einsteiger finden, alle Roten blockierten sich gegenseitig. Das folgende Safetyduell gewann O’Sullivan. Das Bild auf dem Tisch war nicht ganz leicht, aber ein hochkonzentrierter O’Sullivan erzielte ein entscheidendes 70er Break. Im nächsten Frame gelang es O’Sullivan nicht, nach der ersten gelochten Roten auf Schwarz zu stellen, er versuchte mit einer langen Blauen in die „gelbe Tasche“ das Break fortzusetzen. Doch er verschoss. Ding bestrafte diesen Fehler mit einer 56, die zum Ausgleich nach Frames reichte. Im Folgenden konnte abermals ein konzentrierter Ronnie O’Sullivan Dings Junhuis Fehler für sich nutzen und setzte sich mit Breaks von 87 und 79 erneut ab.
Die ersten beiden Frames nach dem Midsession Interval gingen wieder an Ding. Als er mit seinem zweiten Century des Finales erneut ausglich, diesmal zum 7–7, sinnierte Alan McManus beim Kommentieren für British Eurosport: Es sei ein Unterschied, ob man wirklich daran glaube zu gewinnen oder nur so tue und das Beste hoffe. Ding Junhui strahlte jetzt Selbstbewusstsein aus, er glaubte wirklich. Bisher konnte er immer wieder ausgleichen, wenn O’Sullivan vorlegte.
O’Sullivan gewinnt UK Championship mit perfektem Finish
Danach sollte Ding Junhui aber kaum noch eine Chance erhalten. Ronnie O’Sullivan spielte nun nahezu perfektes Snooker. Bis dahin spielten die beiden ihre Breaks vor allem nach Fehlern ihrer Gegenspieler, in Frame 15 jedoch lochte O’Sullivan früh eine lange Rote und lochte so lange weiter Bälle, bis die 100 auf dem Scoreboard auftauchte. Im Frame darauf erhielt Ding nochmal eine Chance, aus der er allerdings nur 8 Punkte erzielen konnte. Ein erneuter langer Einsteiger brachte O’Sullivan die entscheidende Chance.
Dem phänomenalen Endspurt konnte Ronnie O’Sullivan am Ende noch ein Sahnehäubchen aufsetzten. In Frame 17 ließ er Ding Junhui erneut keine Chance, sondern trieb ihn in einen Safety-Fehler. Den Sieg im Finale der UK Championship sicherte er sich daraufhin mit dem höchsten Break im Finale, einer 129. Kein einziges mal im Finale lag er zurück, am Ende gewann Ronnie O’Sullivan mit 10–7 über Ding Junhui.
„Your champion, Ronnie O’Sullivan.“ 🏆#UKChampionship | @ronnieo147 pic.twitter.com/lHcKrSqeWb
— Eurosport (@eurosport) December 3, 2023
„Bis die Räder abfallen“
Ding Junhui war die ganze Woche voll des Lobes für die UK Championship und das Barbican Centre in York gewesen, wo er immer gerne spiele. Nach dem Finale erinnerte ihn Hazel Irvine daran, dass er stolz sein könne hier so gut gespielt und das Finale erreicht zu haben, nachdem er eine Woche zuvor noch etwas erkältet war. Die Frage, wie kurz er davor gewesen sei, krankheitsbedingt zurückzuziehen, wies Ding Junhui zurück: Niemals, er wäre viel zu enttäuscht gewesen, nicht in diesem Turnier zu spielen. Das Publikum applaudierte nochmal besonders dem neuen emotionalen Ding Junhui, der sich im Verlauf der Woche gezeigt hatte.
Auf das besondere UK Championship Jubiläum angesprochen, nun sowohl der jüngste als auch der älteste Gewinner der UK Championship zu sein, entgegnete Ronnie O’Sullivan: Er mache sich wegen des Alters immer selbst fertig. Immer denke er, an irgendeinem Punkte müsse es doch vorbei sein mit dem gewinnen. Aber bisher schlage er sich noch gut. Er werde weiter machen bis die Räder abfallen.
Von der großen auf die laute Bühne
Wir haben nach der UK Championship jetzt zwei Tage Verschnaufpause. Nach einem so großen und tollen Turnier muss zwangsläufig jedes folgende Turnier etwas blass wirken. Aber wir bekommen das perfekte Kontrastprogramm. Nach dem zweitwichtigsten Ranglistenturnier der Saison folgt das unwichtigste: das Shoot Out. Es versucht gar nicht mit dem Prestige anderer Turniere mitzuhalten, sondern unterhält durch seine eigene Lautheit und Buntheit. Manche hassen es, andere lieben es. Ich freue mich schon sehr!
Aus deutschsprachiger Sicht wird neben den Profis Lukas Kleckers und Alexander Ursenbacher auch Florian Nüßle als Nachrücker eine Chance erhalten. Wir von SnookerPRO drücken insbesondere Steven Hallworth die Daumen, der ebenfalls eine Chance erhält. Am Mittwoch startet das Spektakel; auf unserer Turnierseite findet ihr alle Infos.