Robert Milkins in Gibraltar mit Titel-Debüt

Gibraltar Open: Robert Milkins mit Tränen in den Augen
Emotionaler Moment für Robert Milkins nach dem Finale der Gibraltar Open © World Snooker/Tai Chengzhe

Robert Milkins hat beim Gibraltar Open den ersten Weltranglistentitel seiner 27 Jahre währenden Karriere geholt. Im Finale besiegte er Kyren Wilson mit 4–2. Sein Siegerscheck beträgt £50 000, der von Wilson £20 000.

Den Bonus der European Series von 150 000 Pfund nimmt John Higgins als Bester in der Gesamtwertung mit nach Hause.

Bewegender Finalsieg beim Gibraltar Open

Mit den Best-of-7-Matches bis ins Finale war das Gibraltar Open schneller wieder vorbei, als wir gucken konnten. Mit sechs Siegen, darunter gegen Mark Allen, war Milkins hier ins Finale gekommen. Davor hatte er in der ganzen Saison nur drei Spiele gewonnen.

Im Finale war Milkins zunächst der bessere Spieler. Er holte den ersten Frame, nachdem Wilson schon 59 Punkte vorgelegt hatte. Danach baute Milkins seine Führung auf 3–0 aus, bevor er Wilson auf 3–2 herankommen ließ. Im letzten Frame verschoss Wilson bei einer guten Chance auf einen Frame-Diebstahl Pink auf die Mitte und Milkins ließ ihn danach nicht mehr an den Tisch.

Milkins konnte am Ende sein Glück gar nicht fassen und gab zu, dass dieser Titelgewinn für ihn wie aus heiterem Himmel kam. „Ich habe nicht damit gerechnet, hier überhaupt ein Spiel zu gewinnen, geschweige denn den Titel.“ Im Interview war er sichtlich bewegt, was auch verständlich ist, nach dem, was er in letzter Zeit erlebt hat. Erst im Dezember hat er seine Schwester verloren und vor einigen Wochen war er mit einem unrühmlichen Krankenhausaufenthalt am Rande des Turkish Masters in die Schlagzeilen gekommen.

Das Interview, das er anschließend im Presseraum gab, zeigte nochmal ziemlich gut, womit Spieler wie er zu kämpfen haben. Negative Gedanken, Mangel an Selbstvertrauen aber auch finanzieller Druck und private Tragödien. Es war ihm die Erleichterung anzumerken, dass er endlich diesen wichtigen ersten Titel geholt hat. Wie er selber bemerkte, war das hier vielleicht seine letzte Chance.

Kleine Überraschungen und Bingham mit Maximum

Ein Turnier wie das Gibraltar Open mit den kurzen Distanzen ist ja immer gut für Überraschungen. So sahen wir Ben Hancorn zum ersten Mal in einem Viertelfinale und Jak Jones das erste Mal in einem Halbfinale.

Für einen Höhepunkt der Extraklasse sorgte Stuart Bingham. In seinem Erstrundenmatch gegen Gerard Greene machte er ein Maiximumbreak, das neunte in seiner Karriere.

Viele Absagen im Vorfeld

Die erste Runde in Gibraltar sah eher nach einem Schweizer Käse aus, so viele Löcher gab es im Spielplan. Viele Spieler hatten schon im Vorfeld abgesagt und je näher das Turnier rückte, kamen weitere hinzu. Am ersten Tag erschien dann auch noch eine Reihe von Spielern nicht, da sie nicht am Turnierort angekommen waren. Ihr Flugzeug war wegen starken Windes stattdessen in Malaga gelandet, wo die hauptsächlich chinesischen Spieler wegen des fehlenden Visums das Flugzeug nicht verlassen durften. Sie kehrten unverrichteter Dinge nach Manchester zurück. Unter ihnen war auch Shoot-out-Sieger Hossein Vafaei.

Das geringe Preisgeld und die hohen Preise in Gibraltar waren Gründe für die vielen Absagen. Es ist fraglich, ob das Turnier unter diesen Umständen wirklich viel Sinn macht. Aber das sieht Robert Milkins wahrscheinlich völlig anders …

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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