Ng On Yee ist Weltmeisterin 2017

Ng On Yee, WWCS 2017
Ng On Yee mit dem Pott! © Matt Huart

Neuneinhalb Stunden nach Spielbeginn gewann Ng On Yee aus Hong Kong in Singapur das Finale gegen Vidya Pillai aus Indien mit 6–5 und holte damit nach 2015 ihren zweiten WM-Titel. Neben der silbernen Trophäe nimmt sie auch ein Preisgeld von £5.000 mit, während Vidya Pillai wegen der erheblich gestiegenen Preisgelder mit £2.400 immer noch mehr als doppelt so viel mit nach Hause nimmt wie die letztjährige Weltmeisterin.

Der erste Final-Decider seit 1989

Wir sahen ein teilweise hart umkämpftes Finale, wo das Pendel für den Titelgewinn hin- und herschwang. Die ersten beiden Frames gewann Ng On Yee. Der dritte Frame war umkämpft: Pillai ging bei noch zwei Roten auf dem Tisch 57–20 in Führung und verschosse dann Pink. Ng konnte auf 57–41 herankommen, um dann selber Braun zu verschießen. Am Ende holt die Inderin sich ihren ersten Frame in einem WM-Finale und gewann auch gleich die beiden folgenden zur 3–2 Führung.

Nach der Pause war sie auch wieder die erste in den Bällen und erspielte sich eine 51-0 Führung (mit 50er Break). Anschließend brachte sie Ng zum dritten Mal in diesem Spiel in einen Snooker erfordernden Rückstand, der es trotz toller Snooker nicht gelang, diesen aufzuholen und es stand 4-2.

Frame 7

Dieser Snooker brachte Ng On Yee 42 Punkte ein.

Frame sieben war wieder eine zähe Angelegenheit. Ng machte Punkte, ohne am Tisch zu sein, denn Pillai brauchte neun Anläufe, um sich aus einem Snooker zu befreien. Ng kämpfte sich zum 3-4 Anschluss, wobei auch Pillai nicht mehr so souverän wirkte wie in den vorherigen Frames.

Mittlerweile standen die beiden Damen seit mehr als zwölf Stunden am Tisch und das machte sich mehr und mehr bemerkbar. Die Breaks wurden kleiner, die Fehlerquote stieg. In dieser Phase bleib Ng On Yee buchstäblich besser am Ball und konnte mit Frames zwei und drei in Folge mit 5-4 in Führung gehen. Doch Pillai gelang es im zehnten Frame auf Schwarz, den Decider zu erzwingen.

Hier ging Ng mit einem 36er Break, zweit tollen langen Roten und etwas klein-klein 44-22 in Führung, bei noch 51 auf dem Tisch. Es folgte ein Hin und Her, Chancen für beide gefolgt von nicht versenkten Bällen, schöne Snooker und genialen Safeties und am Ende fiel die Entscheidung im langen Spiel auf Pink.

Pillai nominierte Schwarz als Freeball und traf dann zuerst Pink.

Pillai nominierte Schwarz als Freeball und traf dann zuerst Pink.

Drama auch im Halbfinale

Während Rebecca Granger nach Gewinn des Auftaktframes in ihrem Spiel gegen Pillai keinen Frame mehr holen konnte und die Inderin sehr deutlich mit 5-1 gewann, machten es Titelverteidigerin Reanne Evans und Ng On Yee im anderen Halbfinale extrem spannend.

Im ersten Frame legte Evans ein Break von 43 vor, doch Ng holte ihn sich von hinten. Die nächsten beiden Frames gewann Evans, den dritten auf Pink. Der vierte Frame ging noch knapper weg: Ng auf Schwarz zum 2–2. Evans ging dann 3–2 in Führung, doch Ng gewann den sechsten Frame, nachdem sie auf Gelb 16 Punkte zurücklag und sich auch noch in einem Snooker befand. Danach ging sie mit 4–3 in Führung und war nur noch einen Frame vom Halbfinale entfernt. 60–35 in Führung, alle Farben noch auf dem Tisch, konnte sie sich nicht aus einem Snooker befreien und musste den Ausgleich einstecken.

Auch im Entscheidungsframe ging Evans dann mit 60 Punkten in Führung. Doch Ng On Yee konterte mit einem 50er Break.Beim Stand von 61-54 gab es ein Safetyduell auf Grün, das Ng für sich entscheiden konnte und Frame und Match auf Pink gewann.

Es gibt Interesse an Frauensnooker

Gegen Ende des Spiels verfolgten mehr als 3.500 Leute gleichzeitig das Finale live auf YouTube, wo es jetzt als Video zu sehen ist. Auch auf snooker.org fanden sich trotz der frühen Stunde schon mehrere Hundert Leute ein, um sich über die Ergebnisse zu informieren. Insgesamt wurden die WM-Seiten ca. 42.500mal aufgerufen. Auch auf unserer Seite gab es in dieser Woche mehr als 4.000 Besucher*innen, ungefähr die Hälfte davon informierte sich mehrfach während des Turniers. Diese Woche wird aber wohl die einzige im Jahr gewesen sein, wo das Profil von Diana Schuler zehnmal so häufig aufgerufen wurde wie das von Ronald O’Sullivan.

Reanne Evans und Rebecca Granger.

Reanne Evans und Rebecca Granger.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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