Neil Robertson holt den Titel der UK Championship 2020 gegen Judd Trump in einem hochspannenden Finale mit nachmitternächtlichem Decider. Er gewinnt ein Preisgeld in Höhe von £200.000. Sein Gegner kann £80.000 mit nach Hause nehmen.
Hohe Erwartungen an das Finale
Es war das Finale, das die meisten von uns erwartet, viele aber auch erhofft hatten: Die Weltnummer 1 und die Weltnummer 3 spielten um den Titel der UK Championship 2020. Nach den Durchmärschen der beiden Spieler und der jeweils gezeigten Leistung verwunderte es nicht, dass die Aufregung um das kommende Match wuchs und es als Traumfinale bezeichnet wurde. Stephen Hendry beschrieb das Finale am Abend zuvor als Boxkampf, bei dem sich beide Spieler die Centuries um die Ohren schlagen würden. Und offensichtlich rechneten auch die Buchmacher damit, dass mindestens fünf Centuries gespielt werden würden. Lag ja auch nahe, denn in den Halbfinalen erspielte Robertson drei Centuries und Trump zwei. Rob Walker kündigte beim Einlaufen der Spieler das Finale als „Match of Ages“ an, mit Neil Robertson in der Form seines Lebens und einer herausragenden Leistung von Judd Trump in den letzten zwei Jahren.
Nervöser Start in die Nachmittagssession
Nach den ersten beiden Frames konnte man allerdings den Eindruck gewinnen, dass beide Spieler dem in sie gesetzten Druck überraschender Weise nicht unbedingt gewachsen waren. Beide spielten unerwartet nervös, übervorsichtig und fehlerbehaftet. Die höchsten Breaks nach den ersten zwei Frames lagen bei 45 bzw. 33. Erst ab dem dritten Frame schien sich die Nervosität gelegt zu haben. Beide Spieler erzielten im Wechsel Breaks von 69 bzw. 79 und trennten sich zur Pause mit 2–2.
Nach dem Midsession Intervall spielte Robertson dann endlich das erste der von allen erwarteten vielen Centuries und ging in Führung. Trump glich im nächsten Frame aus, nur um anschließend wieder zusehen zu dürfen, wie Robertson das nächste Century spielte. Aber Trumps Antwort ließ nicht lange auf sich warten und er räumte den Tisch mit einem Century von 128 ab. Damit endete die Nachmittagssession ausgeglichen mit 4–4.
Dramatische Spannung in der Abendsession
Die Abendsession im Finale der UK Championship 2020 startete interessanterweise genauso, wie die Nachmittagssession. Im Unterschied zum Nachmittag entwickelte sich hier aber ein mitunter brilliantes Safety-Duell. Bis zum Midsession Intervall wechselten sich beide Spieler mit den Framegewinnen wieder ab und hielten die Spannung entsprechend aufrecht. Zur Pause stand es 6–6 und es war noch immer nicht absehbar, wer den Titel holen würde.
Nach der Pause setzte sich das Safe-Spiel fort und Robertson ging zum ersten Mal in dieser Session in Führung. Und dann kam der 14. Frame. Die beiden Kontrahenten lieferten sich ein hochspannendes taktisches Spiel, mit vielen Snookern und genauso vielen Foulpunkten, bis dann endlich nach über 50 Minuten Trump die benötigte Braune lochte und Robertson den Frame aufgab.
What a unusually long (50 minutes), error-strewn, safety-laden and yet captivating frame!
Judd Trump pots the brown to pinch a vital frame to level 7-7 with Neil Robertson.
The tension is rising… 🔥🔥🔥#UKChampionship #snooker
— Cluster of Reds (@clusterofreds1) December 6, 2020
Im folgenden Frame machte Trump dann relativ kurzen Prozess. Zwar erzielte er kein hohes Break, aber er sicherte sich zügig den zweiten Frame in Folge und ging mit 8–7 in Führung. Offensichtlich hatte nun auch Robertson seinen Rythmus wiedergefunden. Er räumte den Tisch im folgenden Frame nicht nur mit einem Century von 115 ab und sicherte sich das 8–8. Deses Century war zudem das 13., das Robertson während dieser UK Championship erspielte. Damit stellte er einen neuen Rekord auf und zog sowohl an Stephen Hendry und Ronnie O’Sullivan vorbei, denen jeweils zwölf Centuries in einer UK Championship gelangen.
Endlich nahm der Spielverlauf an Fahrt auf. Trump sicherte sich erneut den nächsten Frame und übernahm mit 9–8 die Führung. Ihm fehlte somit nur noch ein einziger Frame zum Titelgewinn. Es sollte allerdings anders kommen. Nachdem Trump sourverän loslegte, verschoss er bei einem Punktestand von 48 eine Rote. Robertson nutze die Chance, bewies Nervenstärke und glich mit einem Break von 72 erneut aus. 9–9.
Der entscheidende letzte Frame
Mittlerweile kurz vor 1 Uhr nachts sollte die Entscheidung um den Titelgewinn also im 19. Frame fallen. Neil Robertson gelang der Einsteiger, allerdings kam er nach 23 Punkten nicht weiter und legte den Spielball sicher ab. Es brauchte mehrere Anläufe, mutige und mitunter springende Bälle, bis es Robertson ein guter Einsteiger gelang. Allerdings verließ ihn nach 24 Punkten das Glück. Trump gelang zwar der Einsteiger, allerdings konnte er nur bis zum Punktestand von 24–47 heranrücken. Es entbrannte der Kampf um die Farben. Robertson hatte einen Vorsprung von 23 Punkten und auf dem Tisch lagen noch 27 Punkte. Zwar gelang es Trump nach über einer Stunde Framedauer die Farben zu lochen, allerdings verschoss er Pink. Nicht dagegen Neil Robertson. Er lochte, konnte es nicht fassen, rückversicherte sich bei Judd Trump und verstand: Er hatte soeben das Finale der UK Championship 2020 gewonnen. Zum mittlerweile dritten Mal.
Festzuhalten ist, dass dieses Finale zwar entgegen aller Erwartungen kein Century-Festival war. Dennoch war es ein durchaus sehenswertes Match, dass an Spannung nicht zu wünschen übrig ließ. Robertson beschrieb das Spiel im Anschluss als „so bad it’s so good“. Er meinte, beide hätten bestimmt zehnmal gedacht, dass sie das Spiel jetzt gewonnen hätten und sich einfach geweigert, es als verloren zu geben.
Trump gab anschließend zu, dass er sich dem Druck beugen musste. Einen Ball wie seinen letzten im Spiel hätte er normalerweise niemals verschossen. Aufgrund der Länge des Matches bis in den Montag hinein hat Judd Trump nun allerdings das zweifelhafte Vergnüngen, zwei Matches aus zwei Turnieren an einem Tag spielen zu dürfen. Denn er muss heute Abend bei den nun beginnenden Scottish Open 2020 gegen Alexander Ursenbacher antreten.
Große Anerkennung des Einsatzes vom Referee Olivier Marteel
In diesen Zeiten, in denen alles von der COVID19-Pandemie überschattet wird und natürlich auch der Snooker nicht verschont blieb, darf nicht vergessen werden, dass es viele Menschen gibt, die sich tagtäglich dafür einsetzen, die Situation irgendwie unter Kontrolle zu bringen. So auch Olivier Marteel. Sein letzter Einsatz als Referee war bei der Gibraltar Open 2020. Seitdem arbeitete er als Pfleger ununterbrochen an vorderster Front. Jetzt, bei der UK Championship war er wieder als Referee im Einsatz. Nicht nur aufgrund seiner guten Arbeit im Snooker, sondern vor allem in Anerkennung dessen, was er als Pfleger geleistet hat, wurde ihm nun die Ehre zuteil, dass heutige Finale der UK Championship zu betreuen.
We're proud of you, @BelgianProRef1!
Referee Olivier Marteel has been on the frontline fighting COVID-19 in Belgium.
He'll be taking care of the @betway UK Championship final on Sunday! #baizeofglory @robwalkertv pic.twitter.com/mtirHFrpwc
— World Snooker Tour (@WeAreWST) November 30, 2020
Bekanntgabe des Draws für das Masters 2021
Wie üblich fand auch dieses Mal die Auslosung der Spielansetzungen für das im Januar 2021 stattfindene Masters 2021 statt. Wer wann auf wen trifft, könnt ihr hier nachlesen.
"I'm really happy I could get it done for you, mate" @nr147 pays an emotional tribute to a friend after his win at the UK Championship 👏 pic.twitter.com/U7XKoOMHjI
— Eurosport UK (@Eurosport_UK) December 7, 2020
Emotionaler Tribut von Robertson nach seinem Titelgewinn