Judd Trump besiegt Barry Hawkins im Finale der UK Championship mit 10–8. Damit holt er seinen zweiten UK Championship Titel nach einer Wartezeit von 13 Jahren. Durch den Gewinn der 250.000 Pfund Preisgeld baut er auch seine ungefährdete Spitzenposition als Nummer 1 der Welt weiter aus.
Der Weg ins Finale der UK Championship
Beide Finalisten hatten keinen einfachen Weg ins Finale. Judd Trump setzte sich gegen Niel Robertson, gegen John Higgins im Decider, gegen Maximum-Mann Zhang Anda und im Halbfinale überraschend mühelos gegen Weltmeister Kyren Wilson durch. Barry Hawkins, zwischenzeitig auf Weltranglistenplatz 20 abgerutscht, musste vor der Endrunde in York in der vorigen Woche noch die Qualifikation in Leicester spielen. Dort besiegte er sowohl Alfie Burden als auch Wang Yuchen ohne große Mühen. In York sorgte er für den ersten großen Schock, als er mit einem starken Comeback Titelverteidiger Ronnie O’Sullivan besiegte. Es folgten ein Zitter-Sieg gegen David Gilbert und ein Bravour-Sieg gegen Shaun Murphy. Im Halbfinale am späten Samstagabend, pedantische Menschen würden Sonntagfrüh sagen, folgte ein hart ausgefochtener Decidersieg gegen Mark Allen, der Hawkins nicht mehr viel Erholungsschlaf vor dem Finale erlaubte.
Fantastische Finalstimmung in York
Die Stimmung im Barbican Centre in York war hervorragend. Was das Preisgeld anbelangt, mag die UK Championship als zweitwichtigstes Ranglistenturnier hinter das Saudi Masters zurückgefallen sein, aber daran wie prestigeträchtig der UK Championship Titel ist, ließ das Publikum in York keine Zweifel aufkommen. Die Spieler marschierten unter großem Applaus in die Arena ein. Besonders lautstarke Unterstützung bekam dabei Underdog Barry Hawkins, für den es das erste Mal war, dass er das Finale der UK Championship erreichte. Ein Titel bei der sogenannten Triple Crown (UK, Masters, WM) fehlt ihm noch.
Aber nicht nur die beiden Finalisten hatten tatkräftige Unterstützung im Publikum. Für Schiedsrichterin Tatiana Woollaston war es der erste Einsatz in einem Triple Crown Finale. Ihr Mann Ben Woollaston war mit ihren beiden Söhnen als Unterstützung dabei. Die Jungs seien nur ihr zuliebe da, betonte sie, denn deren Begeisterung für Snooker sei nicht so groß.
Trump legt vor, ein diebischer Hawkins bleibt dran
Gleich zu Beginn untermauerte Judd Trump seine Favoritenrolle. Erster Frame, langer Einsteiger, frameentscheidendes Break. Doch Hawkins zeigte sich unbeeindruckt und glich direkt mit einem Century aus. Trump holte sich dann den nächsten Frame und sah schon so aus, als würde er mit Führung in die kurze Pause gehen, doch ein 69er Break im vierten Frame sollte nicht zum Framegewinn genügen. Barry Hawkins konnte sich den Frame dank eines 70iger Breaks noch so stibitzen. Mehr Elster als Falke.
Nach dem Interval dominierte Trump und bestrafte einzelne Fehler seines Gegners. Er gewann zwei schnelle und einen etwas umkämpfteren Frame, um zwischenzeitig mit drei Frames Vorsprung in Führung zu gehen. Im achten Frame legte er mit einer 51 vor, doch abermals gelang es Hawkins mit einer 81er Clearance den Frame noch zu stehlen. Damit nahm Trump einen 5–3-Vorsprung mit in die zweite Session.
Hawkins kommt nicht wieder ran
Auch in der Abendsession gelang Judd Trump der bessere Start, sodass er seinen Vorsprung wieder auf drei Frames ausbauen konnte. Doch Barry Hawkins wollte sich nicht geschlagen geben. Durch den Gewinn der nächsten beiden Frames verkürzte er auf 5–6, doch ehe ihm der Ausgleich gelang, zog Trump wieder davon.
Nach einem weiteren Framegewinn verpasste Hawkins in Frame 14 eine gute Chance auf den Ausgleich. Er hatte die erste Chance im Frame, verstellte sich im Break aber unnötig nach 35 Punkten. Durch gute Safeties erarbeitete sich Trump Chancen und gewann schließlich den Frame, um dann auch den folgenden Frame mit einem schnellen 133er Break zur vorentscheidenden 9–6-Führung zu holen.
Trump gewinnt spannendes UK Championship Finale
Kurz vor Ende wurde es dennoch nochmal spannend. Der Druck bei Judd Trump schien zu steigen. Seine Erfolgsquote bei den langen Bällen in der Abendsession war nicht gut. Und noch dazu fand Barry Hawkins am Rande der Niederlage eine traumwandlerische Sicherheit. Zwei schnelle Breaks brachten ihn wieder auf einen Frame an Trump heran. Nach einem verschossen langen Ball von Trump kam Hawkins auch zu Beginn des 18. Frames in ein Break. Der Split gelang, doch dann verschoss er unerwartet eine Rote auf die Mitteltasche. Diese Chance ließ Trump sich nicht nehmen. Er spielte daraus ein vorentscheidendes Break von 67 Punkten. Als Hawkins ihm anschließend noch einige fiese Snooker legte, ließ er sich nicht mehr in Foulpunkte treiben und brachte Frame und Match nach Hause.
Nach dem Match lobten beide Spieler das tolle Publikum in York. Barry Hawkins zeigte sich enttäuscht über eine verpasste Chance, war aber mit seiner Leistung zufrieden und meinte es sei keine Schande gegen den weltbesten Spieler zu verlieren. Judd Trump scherzte er hoffe einmal ebenso viel Unterstützung vom Publikum wie Hawkins zu bekommen. Er habe die Zeit auf seinem Stuhl am Abend nicht genossen, sich seine mögliche schmerzhafteste Niederlage schon ausgemalt. Umso erleichterter und stolzer war er am Ende.
Zhang Anda mit perfektem Maximum-Break
Anfang der Woche war Zhang Anda in seinem Auftaktmatch gegen Lei Peifan ein Maximum-Break gelungen. Der dritte Frame der Partie startete mit einigen Fehlern auf beiden Seiten, umso erstaunlicher, wie Zhang Anda dann in den Perfektionsmodus schalten konnte. Manche Maximums bleiben durch besondere Rettungsbälle in Erinnerung, aber nicht dieses, denn zu keinem Zeitpunkt verlor Zhang die optimale Stellung. Die perfekte 147, lobte auch Ronnie O’Sullivan, der das Ende des Breaks live mit Reanne Evans aus dem Studio kommentierte. Zhang Anda stimmte zu, als er von Rachel Casey zu seinem Maximum gefragt wurde. Wer es verpasst hat, kann sich das gesamte Break nochmal hier angucken.
Der Snookerwinter
Mit seinem Lauf bis ins Finale gelang Barry Hawkins auch die Qualifikation für das Masters, das zweite Triple Crown Turnier der Saison, das für die Top 16 der Welt vorbehalten ist. Neil Robertson verpasste es knapp, rechtzeitig in die Top 16 zurückzukehren. Jak Jones und Xiao Guodong konnten auf ein Debüt hoffen, verpassten dieses aber ebenso. Die Erstrundenbegegnungen wurden gestern bei der Übertragung des Finals bei der BBC gezogen. Barry Hawkins bekommt die Gelegenheit zur Revanche, denn in Runde 1 trifft er erneut auf Judd Trump. Titelverteidiger O’Sullivan trifft auf Higgins, Weltmeister Kyren Wilson auf Zhang. Auf unserer Turnierseite findet ihr alle Begegnungen.
Bevor das Masters im Januar ausgetragen wird, gibt es jedoch noch viel Snooker im Dezember. Am Mittwoch startet das alljährliche verrückte Spektakel beim Shoot Out. In der Woche vom 9. Dezember werden die Scottish Open gespielt. Und im Anschluss daran findet noch die Qualifikation für das German Masters in Berlin statt. Die Top 32 sind diese Saison für die Endrunde im Tempodrom gesetzt und können früher in ihre Snookerwinterpause gehen.
Die Snookerwelt trauert um Terry Griffiths
Am gestrigen Abend wurde auch der Tod von Terry Griffiths bekannt. Der Weltmeister von 1979 verstarb am Sonntag friedlich im Kreis seiner Familie. Terry Griffiths war über seine aktive Karriere hinaus dem Sport immer treu geblieben. Über die Jahre war er der Coach von einigen der Topspieler und bis vor einigen Jahren war er regelmäßig auch als Kommentator bei der BBC zu hören. Rest in peace, Terry!