Challenge Tour: Sprungbrett für die Main Tour?

David Grace Challenge Tour
David Grace kam durch die Challenge Tour 2019 zurück auf die Main Tour. © David Grace

Wie in dieser Saison werden über die Challenge Tour 2019/2020 wieder zwei Zwei-Jahres-Tickets für die Main-Tour vergeben. Der Modus allerdings ändert sich. Dieser Artikel erschien erstmals im März 2019 und wurde jetzt aktualisiert.

Die Challenge Tour ist eine für Amateurspieler*innen offene Turnierserie, die am Ende zwei Aktiven ein Zwei-Jahres-Ticket für die Main-Tour bietet. In der letzten Saison gewannen die beiden Erstplatzierten der Rangliste nach den zehn Turnieren die Tickets. Viele Spieler waren schon vor Ende der Tour weit abgeschlagen und nicht mehr in der Lage, eins der Tickets zu gewinnen, sodass sie gar nicht mehr antraten.

Belohnung für die Nr. 1 der Challenge Tour Rangliste

Für die Saison 2019/2020 änderte World Snooker deshalb den Modus. Wer nach den zehn Events auf Platz eins liegt, erhält eine Tourkarte. Wer an Platz zwei bis neun liegt, nimmt am Play-Off teil und wer hier gewinnt, erhält die zweite Tourkarte. So wird ein konstant gutes Abschneiden bei der Challenge Tour sofort belohnt, doch auch die Plätze zwei bis acht bleiben bis zuletzt am Rennen beteiligt.

Die Challenge Tour ist neben den verschiedenen Kontinentalmeisterschaften und der Q-School ein zusätzlicher Weg für junge Spieler:innen auf die Main-Tour. Im letzten Jahr schaffte es der 21jährige Brandon Sargeant dadurch zum ersten Mal auf die Main Tour. Der zweite, der in diesen Genuss kam, war David Grace, ein langjähriger Profi, der in der vorletzten Saison seine Tourkarte verloren hatte. In der momentanen Rangliste steht mit Andrew Pagett auch ein „alter Hase“ an der Spitze. Allerdings gefolgt von acht Spielern, von denen erst zwei (Ashley Hugill und Lukas Kleckers) schon einmal Profis waren.

Lukas Kleckers nutzt seine Chance auf ein Main Tour Ticket

Lukas Kleckers, der bis Mai diesen Jahres eine Zwei-Jahres-Tourkarte hatte, versucht zur Zeit über die Challenge Tour zurück auf die Main Tour zu kommen. Momentan liegt er auf einem der Play-Off-Ränge. Wir haben ihn im Vorfeld des German Masters nach seinen Erfahrungen befragt.

„Ich vermisse die Turniere auf der Tour sehr. Es ist natürlich schön, dass man auf der Challenge Tour eher Spiele gewinnt als auf der Main Tour, aber ein Wochenendturnier in einem Club auf Clubtischen im Modus Best of Five ist kein Vergleich zu z. B. der UK Championship. Dennoch bin ich natürlich sehr dankbar für die Möglichkeit, dort mitspielen zu können. Ich versuche nun, etwas mehr im Studium voranzukommen, stehe aber trotzdem fast täglich am Tisch. Manchmal ist es nur etwas schwierig, sich die Zeit richtig einzuteilen.“

Offene Turniere: wichtig für die Spielpraxis

„Ich finde die Challenge Tour eine sehr gute Gelegenheit, um Spielpraxis zu bekommen. Die kontinentaleuropäischen Events sind ja sogar offen für alle Spieler und bieten so besonders gute Möglichkeiten, besonders auch für Jugendliche. Ich bin gespannt wo die Entwicklung der Tour hingeht. Da es erst das zweite Jahr ist, kann ich das noch nicht einschätzen.“

Er findet die Erfahrung, auf der CT zu spielen, auch wertvoll im Sinne seiner Entwicklung als Spieler. „Durch die zahlreichen Turniere bietet die Challenge Tour sehr gute Matchpraxis und hilft mir, dass ich nicht aus dem Spielfluss komme. Und das beste Training sind nun mal Turniere.“

Die Aufteilung der Tourkarten findet er etwas unverhältnismäßig. „Bei der Q-School werden bei drei Turnieren zwölf Plätze ausgespielt, bei der Challenge Tour in zehn Turnieren nur zwei.“ Allerdings dürfen wir dabei nicht vergessen, dass bei der Q-School wesentlich mehr Menschen teilnehmen als an der Challenge Tour.

Lukas wünschte übrigens bei dieser Gelegenheit allen Snookerfans viel Spaß beim German Masters und hofft, nächstes Mal dabei zu sein!

Auch David Grace bricht eine Lanze für die Challenge Tour

Wir haben auch einen der Gewinner dieser Saison nach seiner Meinung zur Challenge Tour befragt. Hätte er eine Teilnahme auch als sinnvoll erachtet, wenn er dritter geworden wäre, also keine Tourkarte gewonnen hätte? David Grace war so freundlich, uns seine Gedanken dazu mitzuteilen:

„Ich habe die Challenge Tour in dieser Saison sehr genossen; so etwas hat dem Amateurspiel seit langem dringend gefehlt. Mich hat überrascht, dass die Spieler die CT nicht besser genutzt haben. Ich kann nicht verstehen, warum einige sehr gute Spieler ihr Queue nur einmal im Jahr für die Q-School herausholen und den Rest des Jahres Däumchen drehen. Auch wenn sie arbeiten müssen: Es wird sich doch mal ein freier Tag finden, um CT-Events zu spielen, wenn sie Profis werden wollen!“

Teilnahme an der Challenge Tour ist auch eine Geldfrage

„Ich gebe zu, dass die europäischen Turniere nicht für wenig Geld zu erreichen sind (für Spieler aus dem UK), aber in einem globalen Sport muss es für alle Spieler aus Europa Möglichkeiten geben, nicht nur für UK-Spieler. Ich weiß, dass manche Spieler denken, für Best-of-five-Matches lohnt sich die Anreise nicht. Aber ich bin fest davon überzeugt, ein Match ist ein Match – egal, welche Distanz und dass der Beste des Tages gewinnen wird. Guckt euch die neun Gewinner der zehn Turniere an, die meisten Ex-Profis und alle gute Spieler. Für mich zeigt das, dass es keine Lotterie ist.

Außerdem geht es nicht nur um die fünf Frames, die du in dem Match spielst. Du hast außerdem einen guten Grund, hart zu trainieren, in sinnvollen Events mitzuspielen und etwas über deine Stärken und Schwächen zu lernen. Sogar nach ziemlich vielen Jahren auf der Tour und vielen gespielten Matches habe ich in dieser Saison auf der CT sehr viel über mein Spiel gelernt.“

Die neuen Bedingungen sind eine Verbesserung

„Es war notwendig, die Bedingungen anzupassen, um das Interesse an den Tourkarten aufrecht zu erhalten. Ich denke, sie haben eine gute Entscheidung getroffen, die Nr. 1 und die 2-9-Playoffs mit jeweils einer Tourkarte zu belohnen. Ich bin außerdem froh zu sehen, dass die europäischen Events jetzt für alle Spieler geöffnet sind. Es wird für die Spieler in diesen Ländern eine gute Erfahrung sein. Eine Chance, sich mit Ex-Profis und guten Amateuren zu messen, ohne bei einem Main-Tour-Event ins kalte Wasser geworfen zu werden.

Es wäre schön, wenn es in Zukunft zusätzliche Tourkarten für die CT gäbe, aber nicht auf Kosten der Q-School. Die Q-School bekommt die meiste Kritik von UK-Spielern, die meinen, ihnen würden ohne Gegenleistung £1,000 geraubt. Dabei haben sie es am einfachsten! Sie können zwischen den Matches und Events nach Hause fahren, manche können sogar am Spieltag anreisen! Aber wie ich schon gesagt habe, es sollte für alle Spieler rund um den Erdball fair sein. Die Q-School gibt allen die Chance, ihr Traumticket zu gewinnen, ohne dafür das ganze Jahr in den UK verbringen zu müssen.

Die Challenge Tour ist eine großartige Ergänzung für das Amateurspiel. Spieler mit der richtigen Einstellung werden davon profitieren, die mit einer schlechten werden nichts davon haben. Ich glaube, das trifft auf alle Levels des Spiels zu.“

Quellen: Die erste Version der World Snooker Änderungen. Nach sehr kritischen Reaktionen auf diese Änderungen machte World Snooker einen zweiten Entwurf.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

SnookerPRO folgen