Bei der WM in China hat Bai Yulu ihren Titel erfolgreich verteidigt. Sie gewann das umkämpfte, gut siebenstündige Finale gegen Mink Nutcharut mit 6–4. Dies ist ihr vierter Titel, der zweite in dieser Saison.
Der Siegerinnen-Scheck über £12.000 mag angesichts der halben Million für den Profi-Weltmeister lächerlich scheinen. Aber wer sich mit Frauensnooker ein bisschen auskennt, weiß, dass das schon das Ergebnis einer kontinuierlichen Steigerung über die letzten Jahre ist. Selbst die £5.500 für die andere Finalistin sind noch ein Vielfaches des Siegpreises von vor elf Jahren. 2016 betrug das Preisgeld für die Weltmeisterin £1.200.
Bitteres Ende für Mink Nutcharut, Titel für Bai Yulu
Das Finale zwischen der Nummer eins und zwei der Setzliste war wie erwartet auf Augenhöhe. Die höchsten Breaks des Spiels von 61 (Yulu) und 54 (Mink) sind ein gutes Zeichen dafür, dass hier mehr gekämpft als lockere Breaks gespielt wurden.
Vier der ersten fünf Frames wurden auf Pink oder Schwarz entschieden. Und auch in den restlichen Frames hatten immer beide Spielerinnen ihre Chancen. Bai Yulu war gleich zu Beginn in Führung gegangen, die nächsten drei Frames holte sich Mink Nutcharut. Danach verkürzte Yulu, Mink zog wieder davon. Doch nach dem 2–4 erkämpfte Yulu sich Frames für Frame und ging 5–4 in Führung.
Im neunten Frame hatte Mink den Ausgleich auf dem Queue und hätte locker auch den Entscheidungsframe gewinnen können. Sie lochte aber nicht nur Pink, sondern auch den Spielball und damit war der Weg zum Titel für Bai Yulu frei. Hier könnt ihr alles in voller Länge nachgucken.
Bai Yulu auf dem Weg in die Hall of Fame
Durch die Titelverteidigung ihres ersten WM-Titels gesellt sich Bai Yulu in die Riege der mehrfachen Weltmeisterinnen. Sie ist die siebte, der das gelungen ist. Rekordweltmeisterin Reanne Evans hat insgesamt zwölf Titel gewonnen, Allison Fisher kommt auf sieben, Kelly Fisher hat fünf WM-Titel gewonnen, Karen Corr und Ng On Yee jeweils drei und Vera Selby hat ebenso wie Bai Yulu einen zweiten Titel gewinnen können.
Während manche der anderen ihre Karriere schon beendet haben, die Disziplin gewechselt haben oder sich im Spätsommer ihrer Karriere befinden, hat Bai Yulu ihre Zukunft noch vor sich. Wir denken es werden noch viele Titel folgen. Und wir freuen uns, ihren weiteren Weg auf der WWS Tour aber auch auf der Main Tour mitzuverfolgen.
Ein Auge auf Xia Yuyin
Xia Yuyin hatte bei der diesjährigen WM einen ausgesprochen guten Auftritt. Im letzten Jahr war sie in der Gruppenphase knapp gescheitert. Doch nach ihrem Sieg über Reanne Evans war klar, dass in diesem Jahr mit ihr zu rechnen war. Im Viertelfinale ließ sie Amee Kamani kaum eine Chance und gewann mit 4–1.
Ihre Niederlage gegen Bai Yulu im Halbfinale sieht nach einem souveränen Whitewash aus. Doch guckt mal bitte auf die Framescores: 68-33, 59-45, 57-53, 61-34, 67-15. Einen Frame verlor sie auf Schwarz, einen anderen auf Pink. Ich hoffe, dass wir sie vielleicht auch bei anderen Turnieren als der WM wiedersehen. Sie könnte die Spitze zukünftig gerne ein bisschen aufmischen.

Xia Yuyin in ihrem Halbfinale bei der WM 2025. © World Women’s Snooker
Die restlichen Ergebnisse im Viertelfinale lauteten Mink Nutcharut 4–0 Anupama Ramachandran, Rebecca Kenna 2–4 Baipat Siripaporn und Ng On Yee 2–4 Bai Yulu. Das zweite Halbfinale gewann Mink gegen Baipat mit 5–1.
Titel für Davidson und Panchaya Channoi
Tessa Davidson gewann (wir können fast sagen: wie immer) den Titel im Seniors Wettbewerb, dieses Mal gegen Han Fang. Bei den U21 gewann Panchaya Channoi gegen Liu Zi Ling. Von Panchaya zeigte sich schon Rebecca Kenna beeindruckt.
Die großen Breaks blieben am Ende. Doch wie im letzten Artikel schon erwähnt, gibt es in der Breite Steigerungen. Während in den Jahren 2022-2024 zwischen 14 und 25 Spielerinnen ein 30+Break gespielt haben, ist es in diesem Jahr 40 (!) Spielerinnen gelungen. Die Anzahl der Spielerinnen mit 50+Breaks ist von 13 auf 20 gestiegen.
Insgesamt gab es 162 Breaks über 30, davon zwei Centuries und 60 Breaks über 50. Das sind fast doppelt so viele wie 2022 mit insgesamt nur 85 Breaks über 30.

Die Entwicklung der Breaks bei den letzten vier Weltmeisterschaften.
Das Interesse wächst mit dem Standard. Verglichen mit den Zahlen von vor einigen Jahren gab es eine regelrechte Explosion. Gab es 2017 auf YouTube während des Deciders ca. 3.500 Personen, die zugeschaut haben, waren es dieses Mal knapp 50.000 gleichzeitig. Die Summe der Zugriffe steht heute bei 637.000. Die tatsächlichen Zahlen sind aber weit höher, da das Spiel auf mehreren Plattformen zu sehen war. Auf Douyin (das chinesische Original, dessen Kopie TikTok ist) hatte das Halbfinale von Bai Yulu schon 650.000 Zuschauende.
Auch vor Ort können wir die Veränderung sehen. Wurde bis 2016 in Clubs ohne Publikum gespielt, ist bei den neuen Auflagen der WM buchstäblich die Hütte voll. Ungefähr 800 Leuten passen in die Halle in Changping und sie war nahezu ausverkauft.
Es geht in Asien auf alle Fälle in die richtige Richtung. Die große Frage ist nun, ob Europa den Rückstand noch aufholen möchte oder ob sich alle damit abfinden, dass die Zukunft des Frauensnooker nicht hier stattfindet.
Kleiner Vergleich:
Bildschirmfoto vom Livestream 2016, kein Publikum, kein Licht.
Darunter Foto vom Finale 2025, eine Tribüne, professionell ausgeleuchteter Tisch.

© Matt Huart