Gestern Nacht habe ich nicht bis zum Ende durchgehalten. Beim Stand von 9-8 für Craig Steadman gegen Steve Davis musste ich die Segel streichen. Natürlich hatte ich den ganzen Abend für Davis mitgefiebert und ihn in meinem Wohnzimmer lauthals angefeuert. Doch als ich heute Morgen aufwachte und all die Kommentare über seine 8-10-Niederlage und damit sein Ausscheiden aus der Maintour las, dachte ich an Bob Dylan. Den Bob Dylan, der Anfang der 90er Jahre Konzerte wegen geringenTicketverkaufs absagte und sich auf eine derart greise Art auf die Bühnen schleppte, dass ich dachte: „Nun hat er den Zeitpunkt verpasst, mit Würde in Rente zu gehen.“ Nicht, dass Steve Davis diese Stufe des Verfalls schon erreicht hätte. Und sicher könnte er uns noch Ewigkeiten mit seinem Spiel und seinen Entertainerqualitäten erfreuen. Aber Ron (von www.cuetracker.net) nahm mir das Wort aus dem Mund: „Es ist traurig, aber solche Dinge passieren. Er hatte bisher so eine tolle Karriere, aber so etwas ist irgendwann zuende.“ Und wir wissen ja noch nicht einmal, wie lange unsere Trauer dauern wird. Denn ich traue Steve Davis zu, dass er sich durch die Q-School beißt und sich dort einen Platz auf der Tour für das nächste Jahr ergattert.
Gestern hatte ich aber eigentlich einen ganz anderen Spieler im Auge. Der spielte leider nicht am TV-Tisch, sodass ich mich bei Alan McManus gegen Paul Davison mit den Live-Scores begnügen musste. Erwartungsgemäß gab es keine hohen Breaks (75 von McM), aber einen sicheren Sieg mit 10-2. Den Augenblick, den man auf dem Bild oben sehen kann, habe ich sehr genossen: McManus muss zum Spielgewinn nur noch die Schwarze lochen – und tut es auch. Nachdem die anderen es so spannend gemacht haben, wusste ich das sehr zu schätzen. Ich hoffe, ihn beim nächsten Spiel sehen zu können.
Ach ja: Kurt Maflin schrammte knapp an einem Maximum vorbei. Wenn wir Anita Maflin glauben dürfen, dann hat er nur auf ihren Rat gehört, sich das Maximum für das Crucible Theater aufzusparen, als er bei 134 Pink verschoss.