Mark Selby, Mark Williams, Marco Fu und Alan McManus haben schon das Viertelfinale erreicht. Um die restlichen vier Plätze wird momentan gespielt und dabei gibt es einige überraschende Zwischenergebnisse.
So stark, wie wir Kyren Wilson nach dieser erfolgreichen Saison auch einschätzen mussten: mit einem 7-1-Vorsprung gegen meinen „geheimen“ Titelanwärter Mark Allen war nicht ernsthaft zu rechnen. Sieben Frames in Folge gewann Wilson, bevor Allen mit einem Framegewinn kurz vor Toreschluss noch ein Whitewash abwenden konnte. Er nahm es mit Galgenhumor und kündigte uns für die Abendsession ein legendäres Comback an: ”Perfectly poised for a legendary come back. It’s first to 13, don’t worry!! Ha ha“. Wir werden sehen, wie selbstbewusst und in Balance er sich heute Abend zeigt. Bei Kyren Wilson besteht daran kein Zweifel, wenn man das Interview vor dem Spiel anschaut.
Comebacks und BackComebacks
Gleich zu Beginn des Abends macht ‘The Pistol’ offensichtlich sein Verprechen wahr und holt mit 112, 103, 60 und 66 die ersten vier Frame der Session. Doch nach der Pause hat Wilson zwei Frames lang Oberwasser und macht das 9-5. Im 15. Frame sieht alles danach aus, als könnte Allen auf 9-6 herankommen, doch touchiert er beim Stoß mit dem Hilfsqueue eine Rote und muss Wilson die Clearance überlassen. Im letzten Frame des Abends liefern sie sich eine ewige Schlacht um die letzte Rote und dann um die Farben, bei der Wilson am Ende das glücklichere Ende für sich hat. Es steht 11-5. Man muss sagen, dass Wilson unter anderem durch seine fabulösen langen Bälle wieder ins Spiel kam.
Nicht viel besser erging es Judd Trump gegen Ding Junhui: Er liegt nach der ersten Session 2-6 zurück. Er hatte beim Stand von 2-2 in der Pause einen Wortwechsel mit Dominic Dale auf Twitter, der ihm in Sachen Cue-Action einen großen Rückstand hinter Ding bescheinigt hatte. Die Frage, die sich einige anschließend stellten: War diese Kritik dafür verantwortlich, dass er danach keinen einzigen Frame mehr gewann? Einhellige Empfehlung war auf alle Fälle, während eines Spiels die Finger sicherheitshalber vom Mobiltelefon zu lassen. Sein Comeback am Abend war nicht ganz so beeindruckend wie das am anderen Tisch, doch konnte er den Rückstand erst einmal auf 4-7 verkürzen. Aber der Rest des Abends war ein einziger K(r)ampf, bei dem Trump zwar geniale Bälle lochte, daraus aber keinen zählbaren Erfolg machen konnte. Als die erschöpfte Autorin schlafen ging, stand es 6-10.
Ricky Walden liegt gegen John Higgins 6-10 zurück, doch hier geht alles sportmäßig professionell zu: keine Witze, kein Klatsch. Das Einzige, was anzumerken wäre: Rickys Haare sahen heute mal nicht so seltsam aus wie sonst. Das Spiel sah zwar von beiden Spielern je ein Century-Break, doch hatte das Spiel auch sehr zähe Phasen. In der Tatsache, dass Higgins nie viele Frames in Folge gewann, sehe ich als Hoffnungsschimmer, dass Walden sich doch noch ein Comeback zutraut.
Das vierte Spiel hatte mich ja im Vorfeld schon zu einer recht negativen Vorhersage bewegt: Da Barry Hawkins in den letzten Begegnungen mit Ronnie O’Sullivan doch eher eingeschüchtert aussah und nie sein Spiel an den Tisch brachte, war der 3-5 Rückstand für O’Sullivan nach der ersten Session schon etwas überraschend. In der heutigen Session hat sich nichts am Abstand verringert: Es steht 7-9. Das Spiel ist hochklassig und unterhaltsam. Es gab bisher vier Centuries, drei davon vom Ronald inklusive einer 139, dem zweithöchsten Break des Turniers, dazu noch einige 60-80er Breaks. Es ist wohl kein Grund, sich um O’Sullivan wirklich Sorgen zu machen, denn trotz des Spielstandes ist das Match recht ausgeglichen. Weder zeigt Hawkins Anzeichen, im Nachhinein noch zusammenzubrechen, noch sieht man beim Ronald den Frust, der das Spiel kippen lassen könnte. Doch Hawkins fehlen nur noch vier Frames zum Gewinn und das heißt, dass O’Sullivan ernsthaft am Ball bleiben muss.
Alle Spiele werden morgen entschieden. Die ersten beiden Partien ab 14 Uhr, die anderen beiden ab 20 Uhr.