Was für ein Snooker-Abend. Nach der deutschen Uhr war es schon nach Mitternacht, doch gab es keine Anzeichen von Müdigkeit bei Ding Junhui und Michael Wasley. Wasley sorgte für eine Sensation, da er sich mit 10-9 gegen Favorit Ding durchsetzen konnte. Spannendere Auftritte als gestern Abend dürfte es auch außerhalb der Snooker-Zeiten wohl nicht im Crucible Theatre geben.
Ding ging mit einer 9-8 Führung in die dritte Session. Da ihr Match am Nachmittag zu lange dauerte, wurde es unterbrochen und am Abend fortgesetzt.
Wasley bewahrte die Ruhe und riskierte doch alles. Die lange Rote als Einsteiger lag eigentlich an der langen Bande, was aber Wasley nicht davon abhielt diese zu lochen und mit einem 103er Century Break den Decider zu erzwingen.
Im nächsten Frame hatten beide Spieler ihrer Chancen. Und beide spielten unglaublich starke Pots, doch waren es nur wenige Zentimeter, die immer das Break unterbrachen, da sie außer Position kamen.
Nach einem Schlagabtausch sah es so aus, als ob Ding die Partie gewinnen könnte. Er war im Break, die Roten lagen offen. Doch er verlor wieder die Position und musste eine Safety spielen, die ihm ganz gut gelang. Wasley konnte sich befreien – und hatte dabei so viel Glück, dass er die Rote von der Kopfbande löste und in einer Mitteltasche versenkte. Die Aufregung war groß, sowohl bei Spielern, als auch bei Kommentatoren und beim Publikum. Würde tatsächlich ein Fluke den Decider entscheiden?
Wasley räumte weiter ab, benötigte noch Pink zum sicheren Sieg, doch patzte er bei dem schweren Lochversuch. Ding benötigte einen Snooker, um das Match noch für sich entscheiden zu können. Da nur noch die Schwarze und Pinke auf dem Tisch lag, war das alles andere als einfach.
Unter Druck spielte aber Ding Junhui drei sensationelle Snooker. Dreimal hintereinander gelang es ihm, die Weiße hinter Schwarz zu verstecken. Doch Michael Wasley blieb cool und konnte sich befreien. Dann kam der Fehler von Ding – und die Sensation und der Überraschungssieg für Wasley war perfekt.
Ding Junhui, der fast alles gewonnen hat, wird auch dieses Jahr nicht Weltmeister werden. Er hat diese Saison fünf große Weltranglistenturniere gewonnen und ist mit Hendrys Rekord gleichgezogen. Er gehörte eigentlich zum engen Favoritenkreis für den Titel. Doch ist das erstmal vorbei – er scheidet in der ersten Runde aus. Wie ein Gentleman nahm Ding es aber sportlich und wünschte Wasley alles gute für den weiteren Turnierverlauf.
„Vielleicht habe ich zu viel gewonnen.“, so die etwas kuriose Erklärung von Ding Junhui nach dem Match. „Ich hatte Chancen zu gewinnen, konnte sich aber nicht nutzen. Ich habe in dieser Saison viele Titel gewonnen, aber habe auch oft in der ersten Runde danach verloren.“
Die Snooker WM 2014 bot bislang einige Überraschungen und spannende Partien. So konnte sich Shaun Murphy nur knapp mit 10-9 gegen Jamie Cope durchsetzen. Ähnlich war es beim gestrigen Match zwischen Mark Selby und Michael White, die zwar beide nicht hochklassig spielten, aber das Match dennoch erst im Decider zugunsten von Selby beendeten. Eine weitere Sensation könnte sich beim schottischen Duell zwischen John Higgins und Alan McManus abzeichnen. Nach der ersten Session führt McManus 6-3.