Sensation im Tempodrom

Die beiden Spieler nebst Referee beim Finale des German Masters
Kyren Wilson, Maike Kesseler und Barry Haswkins am Snookertisch mit dem Pokal des German Masters. © World Snooker/Tai Chengzhe

Nach einem unglaublich nervenzerrenden Finale über die volle Distanz gewinnt Kyren Wilson das German Masters 2025. Er kassiert ein Preisgeld von 100.000,- britischen Pfund sowie die Brandon Parker Trophäe. Der Zweitplatzierte Barry Hawkins erhält immerhin noch 45.000,-.

Mühsamer Start der ersten Session

Der erste Frame am Sonntagnachmittag ging gleich gut los. Barry durfte anstoßen, Kyren verschoss die potenziell erste Rote und Barry berührte zuerst die Schwarze. Erst dann nutzte Kyren seine Chance und sicherte sich den ersten Frame. Beim zweiten Frame konnte man auch den Eindruck gewinnen, dass beide nicht so richtig ins Spiel kamen. Aus einer anderen Perspektive sieht es aber etwas anders aus. Sie haben einfach Snooker gespielt und sich dabei gegenseitig einige Foulpunkte zugeschoben. Die Referee Maike Kesseler musste jedenfalls oft die Weiße zurücklegen. Den besseren Ausgang hatte dann auch wieder Kyren.

Dritter Frame: Auftritt Barry. Zumindest bis 53 Punkte. Danach wollten es sich beide gegenseitig nicht leicht machen. Am Ende hatte Barry das glücklichere Händchen. Der letzte Frame vor dem MSI war dann wieder sehr stockend, aber Barry konnte noch auf 2–2 zum MSI ausgleichen.

Insgesamt war es für mein Empfinden ein recht mühsamer Start der ersten Session.

Nach der Pause holte sich Kyren seine Führung wieder, bis Barry mit dem bis dahin höchsten Break von 75 erneut ausglich und sodann im siebten Frame erstmals in Führung ging. Das gefiel Kyren nicht und er kam wieder auf 4–4 ran. Dieses Mal aber mit Schmackes. Denn zur Freude (fast) aller erzielte er das erste Century (128) des Finales. Natürlich kam er dann auch noch der Aufforderung aus dem Publikum nach, einen Trickshot zu machen. Die Schwarze fiel dann aber doch nicht.

Barry ließ das aus nachvollziehbaren Gründen nicht auf sich sitzen, antwortete ebenfalls mit einem Century (102) und ging zum Ende der Session mit 5–4 in Führung.

Siegessicher in die Abendsession

Eins muss man Kyren Wilson lassen: Selbstbewusst auftreten kann er. Während Barry Hawkins relativ zurückhaltend wieder die Arena betrat, stoppte Kyren erstmal oben auf dem Rang, um das Publikum zu animieren. Kyren startete absolut siegessicher in die Abendsession.

Das zeigte sich dann auch gleich im ersten Frame. Er machte deutlich, dass er sich von der temporären Führung von Barry nicht beeindrucken lässt. Den Frame gewann er zügig mit einem Break von 67. Direkt nach dem Frame schien er allerdings Probleme mit seinem Queue, genauer mit der Ferrule, zu haben. Er besprach dies noch mit Barry und Maike, spielte dann aber weiter. So schlimm kann es dann auch nicht gewesen sein. Denn nach 33 von Barry erzielten Punkten übernahm er den Frame und fuhr den Sieg ein.

Beim 12. Frame sah es vom Punktestand zunächst danach aus, als würde Kyren das gleiche Spiel nochmal mit Barry spielen. Nach 58 Punkten verschoss er aber die Pinke und Barry bekam seine Chance. Welche er nutzte. Knallhart lochte er sämtliche Farben und stahl sich den Frame zurück. 6–6.

Das machte auf Kyrens Selbstbewusstsein keinen großen Eindruck. Im letzten Frame vor dem MSI erzielte er einfach mal so ein weiteres Century (125). Und natürlich musste auch hier wieder ein Trickshot her. Diesmal fiel die Schwarze mit Schwung vom Tisch.

Intensive zweite Halbzeit

Nach dem MSI punktete zwar Kyren zuerst, aber nach 26 war Schluss. Barry nutzte die Gelegenheit und konterte erneut mit einem Century (100). Bei dem Versuch, die Schwarze zu lochen, blickte er demonstrativ, aber mit einem starken Augenzwinkern zu Kyren, worauf dieser Ball natürlich nicht ins Loch fiel, aber beide herzhaft lachen mussten. 7–7.

Der 15. Frame hatte es dann in sich. So intensiv mussten sich die beiden Spieler in diesem Match bislang noch nicht auseinandersetzen. Beide waren punktemäßig immer knapp beieinander, scorten nur wenig und verschossen regelmäßig. Nach der letzten Roten lochte Kyren noch Pink, scheiterte aber dann an Gelb. Die wiederum versenkte Barry, scheiterte aber seinerseits an Grün. Es folgte ein intensives Safety-Spiel, bei dem Barry zweimal foulte und Kyren einen Freeball bekam, den er aber sicher ablegte. Irgendwann fiel Grün dann doch ins Loch und Barry brauchte Snooker. Er legte auch einen, der aber leider brillant von Kyren gelöst wurde. Am Ende gab Barry den Frame auf und Kyren übernahm wieder die Führung.

Der folgende Frame begann wie der zuvor. Beide wirkten zunehmend nervös und machten viele Fehler. Ist ja auch nachvollziehbar. Denn je weniger Frames noch zu spielen sind, desto höher ist der Druck, jeden einzelnen gewinnen zu wollen.
Kyren konnte dann ein paar Bälle lochen, hatte aber den Spielball nicht gut unter Kontrolle. Typisch für ihn wies er die Weiße auch sehr deutlich daraufhin hin, dass sie an der anderen Seite hätte liegenbleiben sollen. Chance Barry, der nervenstark einen Ball nach dem nächsten lochte, den Tisch leer räumte und wieder ausglich. 8–8.

Der 17. Frame war dann verhältnismäßig unspektakulär. Nachdem Barry die Roten geöffnet hatte, verschoss er und Kyren sicherte sich den Frame. Die dort geschonten Nerven brauchten sämtliche Beteiligten dann auch für Frame Nr. 18.

Kyren hatte den besseren Beginn, verspielte aber die Blaue. Barry kam bis auf 30 Punkte und patzte ebenfalls. Den liegengelassenen Einsteiger nutzte Kyren nur bis 29 Punkte. Barry, der mit dem Rücken zur Wand stand, kämpfte sich auf 66 Punke hoch. Kyren brauchte Snooker, legte erfolgreich einen auf Gelb, den er aber anschließend wieder mit Lochen der Weißen verspielte. Allerdings blieb der „ball in hand“ für Barry auch fruchtlos und so dauerte es noch einen Moment, bis Barry endlich den Sack zumachen konnte und den Decider erzwang. 9–9.

Sensation im Tempodrom

Zum ersten Mal in der Geschichte des German Masters wurde über die volle Distanz gespielt. Und streng genommen gab es sogar zwei Decider, da es kurz nach Anstoß ein Re-Rack gab. Kyren wollte augenscheinlich relativ kurzen Prozess machen, patzte aber nach 59 Punkten. Barry konnte lochen, allerdings fiel mit der Roten auch der Spielball. Im weiteren Spielverlauf brauchte Barry dann zwei Snooker, die ihm leider nicht vergönnt waren. Kyren lochte Frame- und Matchball.

Ricky Walden

Barry Hawkins dürfte über den Einzug ins Finale und seine dort gezeigte sehr starke Leistung sehr glücklich sein. Und auch etwas demütig. Denn die dritte Runde des German Masters musste er nicht spielen. Weil Ricky Walden kurzfristig ins Krankenhaus musste, stand Barry automatisch im Viertelfinale. Er nutzte diese Chance mit Bravour und besiegte erst Wu Yize mit 5–3 und anschließend Yuan Sijun im Halbfinale mit 6–2.

In einem Post auf Instagram äußerte er sich zu dem Morgen, an dem er die Nachricht erhielt. Nach dem, was dort zu hören ist, wünschen wir Ricky Walden alles nur erdenklich Gute und hoffen, dass es ihm bald wieder besser geht.

Was sonst noch los war

Teile des Teams haben in der letzten Woche nicht nur im Tempodrom in Berlin gesessen oder auf irgendwelche Monitore gestarrt, um das Geschehen des German Masters zu verfolgen. Lula hat nebenbei noch ihre Podcast-Qualitäten als Gast bei Radio Snooker und Total Clearance bewiesen.

Parallel zum German Masters fand noch die WSF Championship statt. Als Sieger durfte sich Gao Yang nicht nur über € 10.000,- freuen. Viel bedeutender dürfte für ihn sein, dass er durch die gewonnene 2-Jahres Karte wieder zurück auf der Main Tour ist.

Wie geht’s weiter?

Tja, gute Frage. Wenn man den Worten von Målin Glauben schenken will, hat Kyren Wilson sich nicht nur einen weiteren Titel geholt, sondern auch das German Masters gerettet. Denn abergläubische Kolleg*innen argwöhnten, dass ein Sieg von Barry Hawkins das Ende des letzten Turnieres in Deutschland gewesen wäre. Nächstes Jahr wird das German Masters also wie gewohnt in Berlin stattfinden. :-)

Unabhängig davon sieht der Snookerkalender für die nächsten Tage so aus:

Dienstag und Mittwoch (4. + 5.2.) spielt die Winners’ Group der Championship League.

Ebenfalls am Dienstag (4.2.) beginnt die sogenannte Qualifikation für die weiteren Runden der Welsh Open, die ab dem 10.2. gespielt werden. Gestreamt wird alles auf discovery+ und später gibt es auch Matches bei Eurosport.

Vom 7. – 9.2. laufen parallel zueinander die Belgian Women’s Open und die Q-Tour 7.

Weitere anstehende Turniere könnt ihr wie üblich hier nachsehen.

AutorIn: Hjördis

Hjördis unterstützt das Team von SnookerPRO im Hintergrund, schreibt den ein oder anderen Artkel und ist ansonsten zuständig für das Aktuell-Halten der Turniere.

SnookerPRO folgen


Einwilligungserklärung Kontaktformular

Ja, ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden, dass die von mir angegebenen Daten elektronisch erhoben und gespeichert werden. Meine Daten werden von der Blogbetreiberin nur streng zweckgebunden zur Bearbeitung und Beantwortung meiner Anfrage benutzt und. Mit dem Abschicken des Kontaktformulars erkläre ich mich mit der Verarbeitung einverstanden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert