Mit seinem vierten Titel im Crucible Theatre zieht Ronnie O’Sullivan mit John Higgins gleich. Lediglich Stephen Hendry und Steve Davis haben öfters in der Sheffielder Arena gewonnen. Ein vermeindliches Ende der Ära O’Sullivan ist noch nicht abzusehen.
Es war nie ein großer Vorsprung in den einzelnen Sessions, doch hat es sich einfach addiert: 5-3, 5-4 und 5-3 stand es in den ersten drei Sessions. Die Frage war immer nur, ob Ali Carter dranbleiben kann und ob es eine vierte Session geben wird. Carter schaffte es nicht an seine restliche Turnierform anzuknüpfen. O’Sullivan spielte gut, doch nicht brillant, ließ viele Chancen auf dem Tisch stehen, die der „Captain“ nicht nutzen konnte.
Am Ende war es O’Sullivan, der nun zum vierten Mal seinen Namen auf die Trophäe gravieren lässt und ein Preisgeld von 250.000 Pfund mit nach Hause nimmt. Er ist mit seinen 36 Jahren außerdem der älteste Weltmeister seit Ray Reardon, der 1978 gewann und gestern auch im Theater saß.
Das überaus geniale und einzigartige Spiel, welches O’Sullivan bei dieser WM zeigte, war dann im Finale nur noch vereinzelt zu sehen. Doch reichte es im vierten Finalanlauf, den Titel zum vierten Mal zu gewinnen. Schlechter ist die Bilanz für Carter, der sein zweites Finale wieder verloren hat – wie 2008 auch gegen Ronnie O’Sullivan.
Die gute Leistung führt O’Sullivan auf den Sportpsychologen Dr. Steve Peters zurück: „Ich danke Steve Peters, weil er ein Experte ist und weiß wie das Gehirn funktioniert. Ich habe noch nie jemanden gebraucht, der mir sagt, wie man Snooker spielt, auch wenn ich Hilfe hatte und dafür sehr dankbar bin. Aber Steve half mir zu verstehen, dass mein Gehirn eine Maschine ist und wenn ich es unter Kontrolle habe, kann ich alles mahcen was ich möchte. Tief im Herzen möchte ich liebend gern Snooker spielen, ich habe das Spiel immer gemocht, doch habe ich mich zu sehr reingesteigert. Er hat mir klar gemacht, dass man nicht perfekt sein kann, doch kann man sein bestmögliches tun und das ist alles, was man machen kann.“
In der Tat war ein anderer O’Sullivan bei der Snooker-Weltmeisterschaft 2012 zu sehen. Man muss garnicht weit ausholen oder gar anfangen über die Laune des Engländers zu sprechen. Denn dass ein O’Sullivan an den Tisch kommt, obwohl er einen oder gar mehrere Snooker benötigt, dass hat man die letzten Jahren nie gesehen.
Beide Spieler kündigten übrigens vor dem Finale an, dass sie möglicherweise ihre Karriere nach der Weltmeisterschaft beenden. Carter nannte gesundheitliche Probleme und war nicht mehr mit seiner Leistung zufrieden. Mit der Finalteilnahme hat er jedoch allen und vor allem sich selbst bewiesen, dass er zur Elite gehört, weswegen er auch seine Laufbahn als Profi fortsetzen wird. Die nächste Saison wird er auf Platz 17 und somit außerhalb der Top 16 beginnen, doch dürfte man ihn schon bald wieder auf den TV-Tischen sehen.
Direkt vor dem Finale kündigte O’Sullivan an, dass ein Turniersieg ein perfekter Zeitpunkt für einen Abschied wäre. Zum selben Zeitpunkt träumte er aber auch gleichzeitig von weiteren WM-Titeln. Diese kann er nun auch anstreben, da er auf der Main Tour verbleibt. Die Familie würde jedoch an erster Stelle kommen und deshalb gönne er sich nun eine Auszeit von mehreren Monaten.