Mark Allen ist der verdiente Sieger bei den Bulgaria(n) Open in Sofia, dem vierten Turnier der European Tour 2014/15. Damit triumphierte der Nordire bereits zum fünften Mal bei einem European Tour Event. Nur Mark Selby kann mit sechs Turniersiegen mehr Erfolge vorzeigen. Im Finale setzte sich Allen, der bereits mit dem Erreichen des Halbfinals beim Shanghai Masters seine Ansprüche auf einen weiteren Titel angemeldet hatte, sicher mit 4-0 gegen Ryan Day durch. Lohn der Mühe für Allen ist außerdem der letzte verfügbare Startplatz beim Champion of Champions in der kommenden Woche.
Das Endspiel entwickelte sich relativ schnell zur einseitigen Angelegenheit. Obwohl der Frameball nach einem 65er-Break von Allen im ersten Durchgang daneben ging, war Day nur in der Lage, eine Rote zu lochen, bevor er Schwarz vom Spot verschoss und den Frame aufgab. Seine beiden Einsteiger zu Beginn des zweiten Frames konnte Day auch nicht nutzen. Der Waliser hatte zwar Pech, als ihm eine Blaue auf die linke Mitteltasche ablief – ein Problem, das schon das ganze Wochenende über am TV-Tisch zu beobachten war – ließ aber andere Möglichkeiten durch eigene Fehler aus. Allen bestrafte seinen Gegner mit einer gnadenlosen 76 zum 2-0. Mehr Gegenwehr kam im dritten Frame: Auf dem Weg zu einer Respotted Black verlor Day aber das Duell auf Pink. Den Kampfgeist gab der Waliser trotzdem nicht auf, doch mit kleineren Breaks und manch spektakulären Shot zum am Ende ungefährdeten 4-0 machte „The Pistol“ seinem Spitznamen alle Ehre.
Im Turnierverlauf stand Allen zunächst zweimal kurz vor dem Aus. Beim knappen 4-3-Erfolg über Stuart Bingham in der Runde der letzten 64 war der 29-Jährige auf die zu hohe Fehlerquote des Weltmeisters in den knappen Frames angewiesen. Im Viertelfinale musste Allen einen 1-3-Rückstand gegen Mike Dunn drehen, tat dies aber eindrucksvoll mit Breaks von 127 und 81 Punkten. Das Halbfinale gegen Mark Williams hingegen wurde zur One-Man-Show: Serien von 74, 62, 79 und 80 Punkten sowie ein Locherfolg von 97% brachten dem Nordiren den klaren 4-0-Sieg. Bleibt für ihn nur zu hoffen, dass er auch einmal bei größeren Wettbewerben seine unbestritten vorhandene Klasse bis zum Ende durchziehen kann.
Day musste gegen Kyren Wilson und Mark Joyce ebenfalls zwei Decider überstehen, ehe er so richtig loslegte und Selby im Viertelfinale überraschend deutlich mit 4-0 in die Schranken verwies. Den Einzug ins Finale machte der Waliser durch ein 4-2 gegen Sam Baird perfekt. Für Baird, der in der Runde zuvor Judd Trump mit 4-1 schlug, war der Lauf in sein zweites Halbfinale auf der European Tour mehr als ein Achtungserfolg.
Die Bulgaria Open, die in den vergangenen Jahren noch Bulgarian Open hießen (Sparmaßnahme?), hatten noch einige weitere Spitzenduelle zu bieten. So bekam David Gilbert in der zweiten Runde zwar die Chance, sich für die Niederlage im Finale der International Championship zu revanchieren, unterlag John Higgins aber im Entscheidungsframe. Higgins wiederum verlor später die Partie zweier Legenden gegen Williams klar mit 0-4. Williams konnte bei seinem 4-3 über Titelverteidiger Shaun Murphy im Viertelfinale einen weiteren Ex-Weltmeister aus dem Turnier werfen.
Unglücklich verlief das Turnier für Ding Junhui. Der Chinese, der vor ein paar Wochen die Haining Open auf der Asian Tour gewann, hatte auf einen Start in Sofia verzichtet und musste zusehen, wie ihm mit Allen ein noch nicht für das Champion of Champions qualifizierter Spieler den ultimativen Platz im Teilnehmerfeld vor der Nase wegschnappte. Day bleibt das exklusive Event zwar auch verwehrt, aber mit dem Finaleinzug kommt der Waliser seinem Ziel, die Rückkehr in die Top 16 der Weltrangliste zu schaffen, immer näher. Das Rennen um die sechzehn begehrten Plätze für das Masters im Januar dürfte damit einen Mitbewerber dazugewonnen haben.