Der viermalige Weltmeister John Higgins ist zurück zu alter Stärke. Im Finale der International Championship im chinesischen Daqing schlug der Schotte seinen Kontrahenten David Gilbert mit 10-5 und zeigte dabei ein weiteres Mal in dieser Woche, warum er als einer der besten Spieler aller Zeiten gilt. Mit dem Triumph beim drittgrößten Ranglistenturnier auf der Tour sicherte sich Higgins zudem seinen 28. Weltranglistentitel und springt mit dem Gewinn von 125.000 Pfund Siegprämie wieder auf Platz sieben. Für Gilbert war es das erste Finale auf der Main Tour überhaupt.
Als klarer Favorit in das Finale gegangen, tat sich Higgins in der Anfangsphase noch schwer. Hatte er seinem klaren 6-0 über Shaun Murphy weitere überragende Leistungen folgen lassen (6-3 gegen Joe Perry und 9-4 gegen Mark Selby), kam „The Wizard of Wishaw“ zunächst nur schwerfällig in die Partie. Gilbert, der in vierzehn Jahren als Profi nie bei einem Weltranglistenturnier über das Achtelfinale hinausgekommen war und mit einem 9-5 gegen Thepchaiya Un-Nooh das Endspiel erreicht hatte, ging mit einem Century Break von 100 Punkten 2-1 in Führung. Erst gegen Ende der ersten Session nahm Higgins Fahrt auf und sicherte sich mit einer 108 den knappen 5-4-Vorsprung zur Pause.
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— World Snooker (@WorldSnooker1) November 1, 2015
In der zweiten Session aber zeigte Higgins die Stärke eines großen Champions. In der wichtigsten Phase eines Turnieres sein bestes Snooker auszupacken, gehört zur ganz hohen Kunst. Gilbert, der sich nicht viel vorzuwerfen hatte, müsste zusehen, wie der 40-Jährige (u.a. mit einer 129) auf 7-4 davon zog. Die 88er-Clearance von Higgins zum 8-5 nach 54er-Break von Gilbert im 13.Frame hielt seinen Gegner weiter auf Distanz. Serien von 52 und 56 in den letzten beiden Frames waren der würdige Abschluss eines Turnieres voller Sternstunden.
Für Higgins war es nicht nur der 28. Titel bei Ranglistenturnieren insgesamt, sondern auch schon der dritte in 2015 (nach den Welsh und Australian Open). Der Schotte zog dadurch mit Snookerlegende Steve Davis gleich. Nur Stephen Hendry kommt mit 36 Erfolgen auf mehr Weltranglistentitel. Von großer Bedeutung war diese International Championship auch für Gilbert: Der 34-jährige Engländer verbesserte sich in der Rangliste von Platz 40 auf 21 und steht nun so hoch wie nie zuvor. Wenn er seine gute Form, die er schon bei den Ruhr Open angedeutet hatte, konservieren kann, muss man in dieser Saison definitiv ein Auge auf ihn haben.