Seit gestern laufen im englischen York die UK Championship, das zweitwichtigste Turnier der Saison. Bisher gab es erst eine sogenannte Überraschung: Ding Junhui unterlag Leo Fernandez mit 5–6. Doch wer die Bindehaut-Probleme des Chinesen in der letzten Zeit mitbekommen hat, ist vielleicht über den Sieg des Iren, der erst im September nach seiner Sperre in den Turnierzirkus zurückgekehrt ist, überraschter als über die Niederlage des Chinesen.
Die gesamte Weltspitze ist versammelt
Davon abgesehen haben sich in den bisherigen Spielen meist die Favoriten durchgesetzt. John Higgins, Marco Fu, Anthony McGill, Ricky Walden, Kyren Wilson, Luca Brecel, Ryan Day und Stephen Maguire haben ihre erste Runde schon erfolgreich absolviert. Higgins wirkte dabei allerdings eher wie ein Schluck Wasser in der Kurve denn wie ein Titelaspirant.
Stuart Bingham ist der einzige Top-Spieler, der (wegen seiner Sperre) hier nicht antritt. Titelverteidiger Mark Selby spielt heute Abend gegen den einzigen Spieler aus Afrika: den Ägypter Basem Eltahhan (hier im Interview mit der BBC). Auch Judd Trump steht heute am Tisch, ebenso wie Shaun Murphy, Martin Gould und Mark Allen. Letzterer bekommt es mit Lukas Kleckers zu tun, der sich in der letzten Woche gegen einen anderen ganz guten Spieler nicht schlecht geschlagen hat.
Am morgigen Donnerstag tritt Northern-Ireland-Open-Gewinner Mark Williams trotz privater Sorgen an. Ronald O’Sullivan, der gegen den einzigen teilnehmenden Amateur Jackson Page spielen muss, Barry Hawkins, Liang Wenbo, Ali Carter und Neil Robertson komplettieren das Feld der Top-Spieler.
Der UK Championship-Titel ging noch nie an einen Außenseiter
Normalerweise haben wir hier ja ein Auge auf verschiedene Spieler*, die sich nicht unbedingt am oberen Ende der Weltrangliste tummeln. Doch ein Blick auf die Sieger der UK Championship seit der Etablierung als Major-Ranking-Event 1984 zeigt, dass es immer Top-Spieler waren, die den Pokal mit nach Hause nehmen durften. (Deshalb erwähnen wir die anderen heute nur in einer Fußnote*.)
Wir können wohl damit rechnen, dass das auch in diesem Jahr nicht anders sein wird. Die Chancen stehen gut, dass Selby seinen Titel verteidigen wird. Aber vielleicht wird ja auch Judd Trump mal wieder den Erwartungen gerecht, einen großen Titel zu gewinnen. Oder es gelingt Yan Bingtao, das Muster zu durchbrechen? In der ersten Runde knüpfte er jedenfalls nahtlos an sein gutes Spiel bei den Northern Ireland Open an, wo er im Finale Mark Williams nur knapp unterlag. Wir werden sehen. Vielleicht hat ja auch ein gewisser Eurosport-Experte seine Drittrundenniederlage in Belfast verdaut und läuft hier zur Höchstform auf?
Eine Erklärung für seine absteigende Formkurve lieferte Neil Robertson gestern selber. Auch er hat mit der psychischen Erkrankung seiner Frau zu Hause einige Belastungen zu stemmen und kann sich nicht 100%ig auf seinen Job konzentrieren.
It's been very tough for my family since winning the UK 2 years ago. With Mille battling Anxiety… https://t.co/8A5fViICVR
— Neil Robertson? (@nr147) November 28, 2017
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* Sean O’Sullivan hat gegen Kyren Wilson verloren, Mark Davis gegen Xu Si, Mike Dunn hat gegen Fang Xiongman gewonnnen, Lukas Kleckers spielt erst heute und Michael Holt morgen.