Es ist ein fantastischer Jahresabschluss, sowohl für uns Zuschauer als auch für Judd Trump. Nachdem er zu Jahresbeginn ohne großen Titel dastand, kann er nun zum Jahresende mit der gewonnen UK Championship – dem zweitwichtigsten Turnier der Main Tour – einen zweiten Sieg bei einem Major Tournament vorweisen. Nach seinem Sieg hält es Trump nicht für unwahrscheinlich, dass er den Sport dominieren könnte.
Man muss nur auf die Namen der Snooker-Spieler und das Ergebnis schauen und erkennt bereits, dass es ein äußerst gutes Finale war. Judd Trump gegen Mark Allen – zwei junge Sportler, deren Namen wir sicherlich in den nächsten Jahren häufiger lesen werden. Spektakulär war es alle Mal, auch wenn es zwischenzeitlich einseitig aussah, war am Ende noch für beide Spieler alles drin.
Nach der ersten Hälfte der ersten Session lag Trump zwar 1-3 zurück, doch bestimmte der 22-jährige Engländer danach das Spiel. Die darauffolgenden sieben Frames konnte er für sich verbuchen und war mit dem Spielstand von 8-3 nur zwei Frames vom Sieg entfernt.
Wie man so einen Lauf stoppt, zeigte Allen äußerst bemerkenswert: eine 139er Total Clearance brach zunächst den Fluch. Es war die Zeit der großen Breaks – kein wunder, bei so offensiven Spielern wie Trump und Allen. Der Nordire verkürzte mit einem Century Break von 129 Punkten, doch konnte daraufhin Trump mit 76 Punkten sein Ergebnis auf 9-5 erweitern. Mit einem vierten Century Break im Match konnte Allen seinen Rückstand etwas mildern. Vier von sechs gewonnene Frames gelangen ihm zu diesem Zeitpunkt mit einem Century Break, was eine äußerst bemerkenswerte Statistik ist. In Frame 16 hatte Trump dank eines Flukes die Chance, das Match zu beenden. Nach einem Patzer auf eine leichte Rote und einer mageren Safety im späteren Verlauf des Matches kam Allen auf ein 9-7 ran.
Beinahe gelang Mark Allen ein weiteres Century Break, doch verfehlte er die Schwarze bei bereits 95 gesammelten Punkten. Beim Spielstand von 9-8 witterte Allen im nächsten Frame die Chance und ging eine lange Rote an – jene lange Roten, die beide Spieler so gefährlich macht. Doch fiel die Rote nicht und ließ Trump einen einfachen Einsteiger, den er diesmal nutzen konnte, um dann schließlich die Trophäe entgegen zu nehmen.
„Es fühlt sich erstaunlich an.“, so Trump nach seinem Turniersieg. „Wir konnte beide das Beste unseres Spiels zeigen. Es war Marks erstes Finale, weshalb ich so überrascht war, dass er so gut spielte. Wenn er so weitermacht wird er keine Probleme haben Turniere zu gewinnen. Beim 8-3 versuchte ich nur geduldig zu sein und auf die Chancen zu warten, doch verfehlte er keinen Ball mehr. Er war wie eine Maschine, er spielte einfach Century Breaks. Ich musste unter Druck ein gutes Break spielen um zu gewinnen, denn hätte es 9-9 gestanden, wäre er der Favorit gewesen.“
Lange wurde Judd Trump als nächster Star gehandelt, doch konnte er die Jahre zuvor die zu hoch angesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Die Wende kam mit den China Open in der vergangenen Saison, welche er gewann. Bei der darauffolgenden Weltmeisterschaft kam er bis ins Finale, spielte sensationellen Snooker und lochte ununterbrochen Bälle, die viele Profis wohl nicht mal im Training angehen würden. Er hatte Chancen auf den Titel, unterlag jedoch 15-18 gegen John Higgins.
In dieser Saison konnte er bereits zwei PTC-Turniere gewinnen und setzt nun mit dem Sieg bei den UK Championship einen starken Schlusspunkt für das Jahr 2011.
Die bereits hohen Erwartungen an den jungen Spieler aus Bristol setzt er selber noch ein wenig höher: „Ich dachte niemand könnte das Spiel dominieren, doch habe ich meine Meinung geändert, da ich in diesem Turnier nicht so gut gespielt habe und trotzdem gewonnen habe.“ Aufgrund des Altersunterschied zu den anderen Ausnahmetalenten sehe Trump nun eine Chance, die dominante Kraft im Profisport zu sein. Die Beschreibung, dass das ein äußerst hoch angesetztes Ziel ist, wäre wohl untertrieben. Bei einer so hohen Leistungsdichte unter den Athleten kam es in den vergangenen Jahren zu keinem einzelnen dominierenden Spieler. Nach der erfolgreichen Ära des Stephen Hendry war es lediglich das Trio Ronnie O’Sullivan, John Higgins und Mark Williams, die regelmäßig Trophäen im vergangenen Jahrzehnt absahnten.