Kyren Wilson Sieger in Shanghai

Kyren Wilson
Kyren Wilson © Monique Limbos

Der 22jährige Engländer holt sich beim Shanghai Masters mit einem nervenaufreibenden 10-9 gegen Judd Trump seinen ersten Weltranglistentitel. Fast sah es so aus, als würde Trump ihn auf den letzten Metern doch noch abfangen, aber mit einem schönen 75er Break gewann Kyren Wilson den entscheidenden Frame.

Mit einer deutlichen Ansage (6-1 gegen Mark Allen) war Wilson am Samstag in sein erstes Weltranglistenfinale eingezogen und traf dort am Sonntag auf Judd Trump, der den Titelverteidiger Stuart Bingham semiüberzeugend 6-3 im gleichnamigen Finale geschlagen hatte.

Die erste Hälfte der ersten Session war mit 2-2 ausgeglichen, doch die zweite Hälfte entschied Wilson mit 4-1 Frames deutlich für sich. Einige Frames waren so umkämpft, dass es durchaus ein 5-4 oder 4-5 hätte sein können, aber der junge Engländer zeigte Neven wie Drathseile und so stand es vor der zweiten Session 6-3. Bis dato gab es kein Century, „lediglich” eine 81 von Wilson und 72 von Trump. Beide spielten schön offensiv und noch eine Ähnlichkeit war in ihrem Spiel zu entdecken: Sie lochten wunderbare lange Bälle, nur um dann die folgende Kugel vom Punkt zu verschießen.

Die zweite Session begann mit einem unverändert sicheren Wilson und einem Trump, der dagegen hielt und im 11. Frame das einzige Century des Finales machte. Die ersten vier Frames teilten sie sich dementsprechend wieder untereinander auf. Doch dann schlich sich etwas ein, das vielleicht Nervosität, vielleicht die Angst vor dem Erfolg oder einfach nachlassende Konzentration war? Wilsons mutige Stöße wurden nicht mehr so belohnt wie vorher: riskante Bälle blieben auf dem Tisch statt zu fallen und boten Chancen für Trump. Es folgten einige umkämpfte Frames bis zum Stand von 9-8. Im 18. Frame legte Trump 66 Punkte vor, Wilson kam ins Spiel und lochte eine Rote. Unglücklicherweise fiel noch eine zweite und er brauchte Snooker! Es gelang ihm zwar noch, Foulpunkte zu holen, aber dann lochte er weiß. Judd holte den Frame und es hieß – wie so oft in von Brendan Moore geleiteten Spielen: Decider!

Der Twitter-Neuling Peter Ebdon erfreute sich offensichtlich sehr am Spiel und mich an seinen begeisterten Tweets. Vielleicht ist er insgeheim doch der Coach von Wilson?

Kyren peterebdonesk

Etwas peter-ebdoneske Beinhaltung. Trotzdem erfolgreich.

Turnierrückblick

Am Montag begann das Turnier mit einer Wildcard-Runde, die alle Profis überstanden: bis auf Jamie Jones, der gegen Fang Xiongman 1-5 verlor. In Runde 1 gab es zwei Absagen aus den diametral gegensätzlichsten Gründen, die ein Menschenleben bietet: Ricky Walden feierte die Geburt seines Sohnes und Mark Selby betrauerte den Tod seines Schwiegervaters. An spielerischen Überraschungen sahen wir Neil Robertson gegen Jamie Cope ausscheiden und Kyren Wilson Joe Perry aus dem Turnier werfen.

In Runde zwei freute sich die hiesige Dark-Mavis-Fraktion über dessen Sieg über Shaun Murphy und Kyren Wilson schickte Michael Holt nachhause. Sehr stark war auch Martin Gould gegen John Higgins und sehr spannend das Finale auf Schwarz im Spiel Judd Trump gegen den begnadeten Twitter-Follower-Blocker Matthew Selt.

Im Viertelfinale lieferten sich Stuart Bingham-Martin Gould und Kyren Wilson-Ding Junhui Entscheidungskämpfe im letzten Frame, während Judd Trump gegen Mark Williams und Mark Allen gegen Mark Davis jeweils 5-1 gewannen.

Das höchste Break des Turniers spielte Luca Brecel mit 140 Punkten im Erstrundenspiel gegen Mark Allen.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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