WM 2017: „Steel“ Selby gegen „Granite“ Higgins im Finale

Mark Selby, John Higgins © Monique Limbos

Ein kurzer Abend war es mit dem Halbfinale zwischen John Higgins und Barry Hawkins. Nur noch einen Gewinnframe genötigte der Schotte zu Beginn der Sitzung. Nach einer Viertelstunde hatte er diesen ohne weitere Gegenwehr von Hawkins mit einem Century zum 17–8 geholt und zog damit in sein sechstes WM-Finale ein. Damit kommt es zur Neuauflage des WM-Finales von 2007. Higgins könnte seinen fünften, Selby seinen dritten Titel holen.

Hawkins war gleich zu Beginn 4–0 ins Hintertreffen geraten und danach ständig einem Rückstand hinterhergelaufen: 5–3, 10–6, 16–8 lautete der jeweiligen Endstand der Sitzungen. Er hat zwar immer auch schöne Mini-Kommzurücks hingelegt, aber er machte relativ viele Fehler und konnte das Spiel nie auch nur ansatzweise bestimmen. Higgins blieb auch hinter seiner Top-Leistung aus dem bisherigen Turnier zurück, konnte aber viele der knappen Frames für sich entscheidung und damit das Spiel dominieren. Von den Zahlen her sah Higgins gar nicht so überlegen aus, wie der Spielstand es glauben ließ. Am Nachmittag hätte Higgins das Spiel schon entscheiden können, doch Hawkins erkämpfte sich zumindest noch einen Frame zur Fortsetzung des Spiels am Abend, konnte aber nichts mehr daraus machen..

Nach dem Spiel zeigte Higgins sich sehr erfreut. Für ihn wäre der Titel im 40. Jahr der WM im Crucible Theatre der größte Erfolg seiner Karriere.

Für Mark Selby wäre es ähnlich: Seinen Titel hier zu verteidigen bedeutet ihm alles, doch als Titelverteidiger hier anzutreten empfindet er als besonderen Druck. Er fühlt sich aber in diesem Jahr etwas frischer als im letztjährigen Finale, was er auf seine souveräneren Siege in den ersten Runden zurückführt.

Hochkarätiges Drama im Spiel Ding gegen Selby

Während das andere Spiel nicht die Qualität hatte, die gerade nach Higgins überzeugenden Auftritten mancherorts erwartet wurde, boten Titelverteidiger Mark Selby und Ding Junhui ein hochklassiges, unterhaltsames Spiel. Sechs Centuries (Ding 4, Selby 2) spielten sie und dazu noch siebzehn 50+ Breaks. Die Spielstände nach den Sessions pendelten von Vorteil Ding (5–3) zu Vorteil Selby (7–9) zum Ausgleich (12–12). Gerade die dritte Sitzung war Snooker auf höchstem Niveau und die beiden Centuries von Ding zum Ausgleich an deren Ende zeigten ihn mit einer mentalen Stärke, die ihm im letzten Jahr noch gefehlt hat.

Die letzte Sitzung wurde dann wieder von Selby dominiert. Aber dass Ding noch zwei Frames holte, als Selby nur noch ein Frame zum Sieg brauchte, war eine tolle Leistung. Doch am Ende hat es wieder nciht gereicht, denn Selby hat hier bei der WM zu seiner Höchstform gefunden.

Wie sehr Selby aber auch den Druck gespürt hat, konnten wir sehen, als er nach den spielentscheidenden Bällen nicht nur die Siegesfaust gezeigt hat, nein, er schlug auch noch zweimal auf den Tisch und ließ einen kurzen Brüller los. Diese Gesten, die uns angesichts der besonderen Situation verständlich scheinen, wurden nach dem Spiel nicht nur im Netz, sondern auch im Eurosport-Studio kritisiert.

Das Finale geht über 18 Gewinnframes in vier Sitzungen und beginnt morgen um 15 Uhr. Die zweite Sitzung beginnt um 20 Uhr. Das Spiel wird am Montag zu den gleichen Zeiten fortgesetzt.

Wer gewinnt das Finale? Das fragen viele. Hier gibt’s eine Übersicht.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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