UK Championship 2015: Robertson mit Maximum zum Titel

Ein weiterer Titel für Neil Robertson, Foto © Monique Limbos

Ein herausragendes Turnier fand am Ende seinen würdigen Sieger. Neil Robertson durfte sich am Sonntag nicht nur über seinen zweiten Gewinn bei der UK Championship freuen, sondern auch über das insgesamt dritte Maximum Break seiner Profilaufbahn. Im Finale von York setzte sich der Australier mit 10-5 gegen Liang Wenbo durch, der im Barbican Center sensationell ins Endspiel einzog und mit seiner emotionalen Art für viel Aufsehen sorgte. Robertson nahm neben den 150.000 Pfund für den Turniersieg auch noch die 40.000 Pfund Bonuspreisgeld aus dem Jackpot für 147er-Breaks sowie 4.000 Pfund für das höchste Break mit nach Hause. In der Weltrangliste bleibt er unterdessen die Nummer drei (hinter Mark Selby und Stuart Bingham).

Die Zuschauer einer hochklassigen ersten Session sahen zunächst zwei Century Breaks vor dem Midsession Interval. Liang legte im dritten Frame eine 110 vor, doch das 106er-Break von Robertson bedeutete die 3-1-Führung für den Australier. Liang schnappte sich den fünften Durchgang auf Schwarz, bevor sich das große Highlight des Tages ereignete. Der Weg zum perfekten Spiel wurde „The Thunder from Down Under“ dabei alles andere als leicht gemacht. Seine Serie beinhaltete unter anderem eine Kombination sowie kleinere delikate Stellungsbälle, um in idealer Position auf Schwarz bleiben zu können. Nach Versenken der letzten Kugel feierten nicht nur Robertson und das Publikum, sondern ebenso Liang, der seinen Gegner gratulierend in den Arm nahm. Abschließend teilten sich die beiden Finalisten die übrigen Frames vor der Pause. Robertson spielte eine 69 zum 5-2, die der Chinese mit einer 86 zum Abschluss der ersten Session konterte.

Mit 3-5 in den entscheidenden Abend gegangen, erwischte Liang den besseren Neustart und erzielte nach einem längeren Safetyaustausch ein 82er-Break. Auch in Frame zehn sah es zunächst gut für ihn aus, doch Robertson ließ keine Zweifel an seiner heutigen Stärke aufkommen und sicherte sich trotz schwierigem Bild das 6-4 mit einer fantastischen 78. Anschließend setzte sich der 33-Jährige ab. Liang schaffte zwar im zwölften Frame ein 78er-Break, doch aus den umkämpften Situationen ging Robertson stets als Sieger heraus. Mit manch spektakulären Bällen und Showeinlagen sorgte Liang noch einmal für ordentlich Unterhaltung, belohnte sich aber nicht. Ein Break von 42 und ein paar Punkte dazu im fünfzehnten Frame brachten Robertson das 10-5 und den verdienten Triumph.

Robertson lieferte auf dem Weg ins Finale bereits reichlich Indizien für die großartige Verfassung, in der er sich zurzeit befindet. Der Champion of Champions ließ seinem überzeugenden 6-1 gegen Stephen Maguire im Achtelfinale ein nervenstarkes 6-5 gegen John Higgins folgen. Der Schotte steuerte dem Topduell zwar drei Hunderterserien, darunter auch sein 600. Century überhaupt, bei, nutzte aber im Decider seine vielen Chancen nur zu einem, einzigen Punkt. Das mit Spannung erwartete Halbfinale gegen Mark Selby, der Nummer eins der Weltrangliste, wurde dann allerdings zum Antiklimax. Mit 6-0 hatte Robertson eindeutig die Nase vorne, weil er Selby für Fehler gnadenlos bestrafte und sich so mehrere Frames von hinten auf die Farben holte.

Liang, der vor dem Turnier auf Platz 29 der Rangliste stand, musste einige kritische Situationen überstehen, um sein zweites Finale bei einen Ranglistenturnier zu erreichen. Gegen Judd Trump drehte der Chinese einen 1-4-Rückstand und setzte sich gegen Tom Ford und Marco Fu jeweils im Entscheidungsframe durch. Im Viertelfinale gegen Fu war Liang mit drei Century Breaks in den ersten drei Frames furios gestartet. Die ganz großen Emotionen gab es aber im Halbfinale gegen David Grace. Seinen knappen 6-4-Erfolg zelebrierte der Chinese mit einem legendären Luftsprung, der für einige Diskussionen sorgte. Bei den großen Gefühlen und der Wichtigkeit des Sieges waren seine Freunde und Erleichterung aber allzu verständlich. Der damit verbundene Einzug ins die Top 16 der Weltrangliste bedeutete gleichzeitig die Qualifikation für das Masters im Januar.

Viele neue Fans dürfte währenddessen David Grace in diesen Tagen dazugewonnen haben. Der Engländer, der nach der UK Championship erstmals zu den Top 64 gehören wird und damit nun exzellenten Chancen auf einen Tourverbleib hat, holte gegen Martin Gould im Viertelfinale einen 1-5-Rückstand noch auf und entschied den spannenden elften Frame für sich. Dabei profierte er zwar von den Schwäche Goulds, den großen Vorsprung nicht ins Ziel bringen zu können – nicht das erste Mal, dass Gould ein solches Unglück geschah. Aber an fehlenden Nerven und den nötigen Einstellung fehlte es Grace definitiv nicht.

Robertson wird ein durchaus erfolgreiches Jahr 2015 also mit Titeln beim Champion of Champions und der UK Championship beenden. Dasselbe Kunststück gelang 2014 auch Ronnie O’Sullivan, der bekanntlich nicht zur Titelverteidigung angetreten ist. Seine Teilnahme am Masters ist nun aber offiziell bestätigt. Übrigens gelang auch O’Sullivan im vergangenen Jahr bei der UK Championship ein Maximum. Vor dem nächsten Highlight auf der Main Tour stehen noch die neuen Gibraltar Open (European Tour Event 5), die Qualifikation zum German Masters, zur Senioren-WM und die ersten Gruppen der Championship League an.

AutorIn: Michael

Interessiert sich für Sport abseits des Mainstreams (überwiegend Snooker und andere Billardvarianten sowie Darts), gelegentlich aber auch für Bekannteres (wie Fußball). Versucht sich manchmal selbst daran (mit mäßigem Erfolg). Bevorzugt daher stundenlange Live-Übertragungen und Durchstöbern von altem Videomaterial, Büchern und Magazinen.

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