Well (s)potted: Lulas WM-Finale, die Zweite

Mark Selby packt alles aus, was ihm an Waffen zur Verfügung steht. Foto © Monique Limbos

Wer hat denn wirklich daran geglaubt, dass wir eine womöglich lange und spannende Finalsession erleben? Ich bin ehrlich: ich nicht. Um so mehr freut es mich, dass die Snookerheiligen meinen Wunsch obviously erhört haben und wir einen schönen Snookerabend vor uns haben. Denn Selby führt 12:11 gegen O’Sullivan. Nachdem die Nachmittagssession gestern mit drei Framegewinnen in Folge für O’Sullivan begann, machte sich die Befürchtung breit, dass wir wieder ein „Spared-Session-Game“ erleben würden. Aber Mark Selby popelte und stocherte sich durch die erste Session und konnte den Rückstand auf 3:5 begrenzen.

Abends ging es dann so ähnlich los, 3 Frames in Folge für O’Sullivan, gefolgt von 2 Frames für Selby. Gegen Ende der Session verlor O’Sullivan dann langsam ein wenig die Nerven, Selby spielte die letzten beiden Frames der Session sehr konzentriert und gewann sie dementsprechend ganz folgerichtig. Bei mir blieb der Gesamteindruck: einer spielt, der andere arbeitet. Und beide mit mehr oder weniger Erfolg. Aber der Zwischenstand von 7:10 und der Eindruck, den Selby am Ende machte, ließ für heute hoffen.

Aber dass Selby an den Tisch kommt und alle Frames bis zur Pause gewinnt, das hat mich doch erstaunt. Keine Ahnung, wie das heute Abend weitergeht. Im 22. und 23. Frame sahen wir absurde missglückte Lochversuche, als hätte jemand die Taschen zugenäht. Beide Frames waren ewig lang und ich frage mich, wann O’Sullivan das letzte Mal eine Session aus Zeitgründen beenden musste, obwohl noch Frames zu spielen waren. Das alles wird ihm nicht gefallen haben, aber Ronnie O’Sullivan ist ja bekannt als der Ronnie O’Sullivan des Snooker. Und das bedeutet das, was ich schon in meiner vierten Gedankenepisode vorhergesagt habe: Der Favorit wird der Erwartung gerecht, die Erwartungen mal wieder nicht zu erfüllen, indem er nicht ganz erwartungsgemäß die Erwartungen doch erfüllt – oder auch nicht.

O'Sullivan

Aber auch Ronnie O’Sullivan kommt nicht unbewaffnet. Foto © Monique Limbos

Ich wünsche allen Leser_innen einen wunderbaren Snookerabend. Vergesst eure Beruhigungsmittel nicht!

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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Ein Gedanke zu „Well (s)potted: Lulas WM-Finale, die Zweite

  1. Claudia

    Vielen Dank wieder für die herrliche Zusammenfassung! Du hast das Talent in fast jedem Satz etwas Zitat-fähiges zu schreiben. Es ist eine wahre Freude :)
    „aber Ronnie O’Sullivan ist ja bekannt als der Ronnie O’Sullivan des Snooker“ – hoffen wir mal für heute Abend, dass Ronnie die Rakete zündet oder für TeamSelby, dass Selby ihn gar nicht an den Tisch lässt und alles locht was geht. Meine Daumen sind für Ronnie gedrückt.
    Es wird definitiv extrem spannend. Es würde mich auch nicht wundern, wenn über die komplette Distanz von 35 Frames gespielt wird und es bis früh um 4 dauert. Zum Nägelkauen und Herzinfarktkriegen ist viel an Möglichkeiten da.
    Eine Sahnetorte oben drauf wäre im allerletzten Frame eine Re-spottet-Black, die dann den Titel entscheidet. Wundern würde es mich nicht nach heute Nachmittag…

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