Well (s)potted: Lulas WM-Gedanken (8)

Wasley, Michael
Kein Grund, die Augen zu verschließen: die Leistung von Michael Wasley. © Monique Limbos

Heute bin ich froh, dass ich eine feste Überschrift für meine Artikel habe. Was hätte ich wohl sonst gewählt? Debütant Michael Wasley schickt Ding Junhui heim? Mark Selby rettet sich nur knapp vor Erstrundenpleite gegen Michael White? Jan Verhaas verursacht Überschwemmung im Crucible Theater? Oder doch: Alan McManus beweist mit seinem Beinkleid Humor?

„Was für ein Drama-Tag“, dachte ich heute Nacht so bei mir, als um 1:03 Uhr endlich die „Nachsitzer“ der Nachmittagssession den letzten Ball versenkt hatten und einer der Titelfavoriten sich aus dem Rennen um den Henkeltopf verabschiedete. Wer auf dieses Ergebnis gesetzt hatte, dürfte eine schöne Quote bekommen haben.

Schon in der ersten Session wirkte Ding alles andere als souverän, was sich am gestrigen Tag fortsetzte. Wasley spielte furchtloses Snooker und bewies im entscheidenden Frame, dass er Nerven wie Drahtseile hat. „Das Publikum war großartig, es hat mich förmlich vorangetrieben  – am Liebsten würde ich morgen gleich weiterspielen. Während der Qualifikation habe ich ziemlich solide gespielt, aber hier habe ich mich nochmal verbessert. Ich wusste, dass Ding als Favorit unter ziemlichem Druck stand und dass ich das für mich nutzen musste. Es ist unglaublich, hier zu sein. Du träumst immer nur davon, an Orten wie diesen zu spielen und du musst dafür eine Menge harte Arbeit erledigen und du brauchst jede Unterstützung, die du bekommen kannst. Nun fügt sich alles und ich komme auf den Geschmack!“

Mark Selby tat sich gegen einen nur langsam in die Gänge kommenden Michael White schwer. Trotz einer zwischenzeitlichen 5:1-Führung musste er über die volle Distanz gehen. Im entscheidenden Frame konnte er sich nach drei Anläufen endlich gegen den letztjährigen Viertelfinalisten durchsetzen. Ich vermute, er hatte nebenbei eine Wette zu laufen, das peinlichste Foul der Snookergeschichte zu begehen. Nachdem sein Kreidewurf nicht zum Foul führte, spielte er gegen Ende des Spiels einfach mal Pink statt Gelb. Das erschöpfte Publikum musste bei den vielen Decidern ja sowieso mal zwischendurch ausgewechselt werden, aber so langsam sehen wir wohl auch die Spieler an die Grenzen ihrer Konzentration kommen.

McManus, Alan

Alan McManus trägt Tartan-Hose statt Schottenrock. Foto © Monique Limbos

ShortbreadIch hatte auch ein Wette zu laufen, und die ist buchstäblich „in die Hose gegangen“. Ich hatte mit Alan McManus gewettet, dass er es nicht wagen würde, im Schottenrock anzutreten und hatte 19 Kilo Shortbread darauf gesetzt. Wie Alan mir nach der ersten Session sagte, wurde ihm die Ausnahmegenehmigung von den Kleidervorschriften verweigert und er hatte versucht, mit seiner karierten Hose dem wenigstens nahezukommen. Auch wenn er meint, die Wette gewonnen zu haben, muss ich sagen: „Sorry Alan, wie immer im Snooker gilt: Knapp daneben ist auch vorbei.“ Aber vielleicht gebe ich ihm für den Versuch wenigstens eine 125-g-Packung ab. Alan führt am Ende der ersten Session 6:3, das mag manche Menschen ein wenig überraschen. John Higgins zeigte nicht sein bestes Spiel. Beim Stand von 5:1 versuchte er ein Maximum, scheiterte aber an der 8. Roten, zwei Frames später an der 11. (14:44 Uhr, update: Herzlichen Glückwunsch, Alan, zum Einzug in die zweite Runde! Einen Keks darauf?)

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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