Lisowski siegt im Decider nach Match voller Wendungen

Jack Lisowski kreidet seine Pomeranze auf der linken Seiten. Text auf der rechten Seite der Grafik: Betfred World Snooker Championship. Jack Lisowski beats Ali Carter 10-9. Faces Neil Robertson in Round Two. BBC Sport, Eurosport, Matchroom Live.
Jack Lisowski siegt im Decider. © World Snooker/Tai Chengzhe

In einer nicht immer hochklassigen, aber dafür umso spannenderen Partie setzt sich Jack Lisowski 10–9 gegen Ali Carter durch. Auch Bingham gewinnt gegen Ding im Decider, Mark Allen siegt mühelos 10–2 gegen Lü Haotian.

Der vierte Tag der Endrunde beschert uns Fans das erste Mal Entscheidungen im Decider. Die Matches zwischen Lisowski und Carter sowie Bingham und Ding waren schon im Vorfeld als mögliche enge Matches gehandelt – und sie hielten, was sie versprachen.

Lisowski und Carter mit Nervenkitzel am Vormittag

Jack Lisowski kam mit einer knappen 5–4-Führung in die zweite Session. Doch Ali Carter startete besser in den Vormittag und nutzte Lisowskis Fehler, um die ersten beiden Frames zu gewinnen und in Führung zu gehen. Das Momentum lag auf Carters Seite. Doch die Session sollte eine Session voller Wendungen werden. Immer wenn einer der beiden aussah, als würde er mental und auch im Spielstand die Oberhand gewinnen, kam der nächste unerwartete Fehler um die Ecke. Jack Lisowski kämpfte mit dem Hilfsqueue, Ali Carter mit der rechten Mitteltasche.

Aber keiner der beiden steckte auf und zwischen den Fehlern gab es viele stark gelochte Bälle. Vor der Pause verschoss Jack Lisowski den Frameball Braun auf dem Weg zum Steal. Carter räumte die Farben ab und gewann dann mit dem ersten Break von mehr als 50 Punkten auch den ersten Frame nach der Pause. Er baute damit seine Führung aus, Lisowski 6–8 Carter. Doch in den beiden folgenden Frames konnte wiederum Lisowski Carters Fehler für sich nutzen. Bei 8–8 spielten sie einen Frame aus, der sich wie ein vorgezogener Decider anfühlte. Beide zeigten einige gute Safeties auf die letzte Rote, die Carter dann als Cross-Double in die gelbe Tasche lochte und damit den Frame sicher machte.

Lisowski erreicht den Decider und behält die Nerven

Jack Lisowski stand mit dem Rücken zur Wand. Als Carter nach einer schwachen Safety Lisowski einen langen Einsteiger ließ, konnte dieser diese Chance nutzen. Mit einem schnellen 82er Break erreichte Lisowski den Decider. Dort hatte Carter die erste Chance. Beim versuchten Split verschoss er jedoch Blau, hatte aber Glück, dass keine Chance für seinen Gegner liegen blieb. Kurz danach lochte Jack eine schwierige lange Rote, stellte perfekt auf Schwarz und spielte eine vorentscheidende 60, ehe er mit einer Safety sein Break beenden musste. Zwar lagen noch genug Punkte auf dem Tisch, doch Carter gelangen seine Versuche zum Steal nicht. Jack Lisowski behielt die Nerven und siegte im Decider.

Für Jack Lisowski war es bei seiner fünften Teilnahme an der WM-Endrunde erst sein zweiter Sieg. Für Carter hingegen erst der zweite von bisher sechs Decidern, die er im Crucible verlor. In der nächsten Runde trifft Lisowski nun auf Mitfavoriten Robertson. Die erste Session beginnt Donnerstag um 20 Uhr.

Im Interview gab Lisowski sich ein bisschen bescheiden und ein bisschen ambitioniert. Hört selbst rein:

Lü Haotian chancenlos gegen Mark Allen nach schlechtem Start

Schlimmer hätte das Match für Lü Haotian nicht beginnen können. Beim Break-off lief ihm der Spielball gegen die Blaue, sodass ein leichter Einsteiger für Mark Allen blieb. Aus dieser Chance spielte dieser direkt eine 139er Total Clearance. Während Allen in den folgenden Frames immer mehr Fehlerchen einstreute, lief bei Lü nichts zusammen. Er verschoss viele, auch einfache, Bälle und haderte insbesondere mit seinem Positionsspiel. Mit einem mageren höchsten Break von 18 und einer Lochquote von 61% ging er in die Pause. Mark Allen führte 4–0. Beiden tat die Pause gut, Lü konnte sich immerhin zwei der verbleibenden Frames sichern und Allen spielte noch zwei weitere Centuries.

Auch am Abend erwischte Lü keinen gelungenen Start. Ohne großes Feuerwerk, aber grundsolide sammelte Mark Allen die Punkte aus seinen Chancen zusammen. Er musste keinen Frame mehr abgeben und gewann schnell und souverän mit 10–2. Neben seinen Fans wird das aber auch Ding Junhui und Stuart Bingham gefreut haben, denn:

Ding und Bingham müssen im Decider nachsitzen

Wie Lisowski siegte auch Bingham erst im Decider. Das Match war am frühen Abend beim Stand von 9–9 unterbrochen worden. Nach dem frühen Sieg von Allen ging es für Ding und Bingham zum Nachsitzen im Decider.

Am Nachmittag war das Match zunächst ausgeglichen und hochklassig. Sowohl Ding als auch Bingham gewannen ihre Frames meist aus einer guten Chance heraus. Je mehr sich das Match dem Ende entgegen neigte, desto nervöser und umkämpfter wurden dann auch die Frames.

Der Decider versprach zunächst eine ziemlich zerfahrene Situation zu werden. Schnell hatten Ding und Bingham alle Bälle wild über den Tisch verteilt. Die erste Chance bekam Bingham, nachdem Ding bei einer Safety der Spielball in die Tasche fiel. Bingham verschoss jedoch eine einfache Rote in die gelbe Tasche. Damit war dann doch Ding Junhui als erster in den Bällen. Er spielte ein Break von 45 Punkten, hatte dann aber keine gute Stellung auf eine nächste Rote. Er versuchte eine Rote zu lochen, die nicht lochbar war, und gab seinem Gegner damit eine leichte Chance. Hatte Stuart Bingham zuvor noch Nerven gezeigt, blieb er jetzt ruhig. Aus einem nicht gerade konventionellen Bild spielte er ein nervenstarkes Break von 70 Punkten zum Sieg.

Auf Twitter hatte Bingham heute für Unterhaltung gesorgt, nachdem ’soapy xo‘ ein paar Highlights von seinem TikTok-Account teilte.

Souveräne Starts von Trump und Hawkins

Darüber hinaus fanden heute die ersten Sessions der Begegnungen zwischen Judd Trump und Liam Highfield sowie zwischen Barry Hawkins und Matthew Selt statt. Mit solidem, aber noch nicht überragendem Spiel sicherte sich Judd Trump eine 7–2-Führung vor der entscheidenden Session morgen um 15:30 Uhr. Auch Barry Hawkins erwischte einen guten Start in seine Erstrundenpartie. Vor der finalen Session am Mittwochabend führt er 6–3.

Barry Hearn geht in den verdienten Ruhestand

Auf den Tag genau vierzig Jahre nach Steve Davis erstem Weltmeistertitel, dessen Manager er war, trat Barry Hearn als Chairman der WST und von Matchroom zurück. Als Chef von World Snooker Tours wird ihm Steve Dawson folgen.

2009 hatte Barry Hearn den Vorsitz bei World Snooker übernommen und viele Änderungen eingeleitet. Nicht jede davon wurde von allen Fans jubelnd aufgenommen, Hearn hat mitunter polarisiert. Aber niemand kann bestreiten, dass es dem Snooker-Sport heute viel besser geht als vor der Ära Hearn. Als Snooker-Fan möchte ich Hearn danken und ihm einen frohen Ruhestand wünschen.

AutorIn: Målin

Målin mag Zahlen und Tabellen. Wenn sie gerade kein Snooker guckt, wirft sie wahrscheinlich einen Blick auf die Provisional Rankings. Ist durch Langeweile zum Snooker gekommen und weil sie schon in jungem Alter einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer hatte. Neben Artikeln kümmert sich Målin bei SnookerPRO um die Spieler*innenprofile. Twitter: @esel_freund

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