Historischer Einzug ins Crucible Theatre

Der WM-Pokal, silberner Pokal mit Figur drauf. WM 2023 Favoriten-Check.
Die WM-Trophy - wer gilt dieses Jahr als Favorit? © World Snooker/Tai Chengzhe

Judgement Day – der Tag, an dem der Traum vom Auftritt bei der WM im Crucible Theatre wahr oder zerstört wird. Wer ihn „überlebt“ hat und euch in der Hauptrunde des Turniers wiederbegegnet, erfahrt ihr hier.

An den letzten beiden Tagen der WM-Qualifikation ging es wieder hoch her. In 16 Partien wurden die Spieler ermittelt, die ab Samstag auf die gesetzten Top 16 der Weltrangliste treffen.

Der erste, der am Nachmittag sein WM-Ticket buchte, war Thepchaiya Un-Nooh. Er gewann 10–6 gegen Joe O’Connor.

James Cahill schreibt Geschichte als erster Amateur im Crucible

Auch wenn James Cahill von 2013–2017 schon Snookerprofi war: In diesem Jahr trat er als Amateur in der Qualifikation an. Und ihm gelang ein historischer Sieg über einen anderen Amateur – Last-Minute-Nachrücker Michael Judge, der sich überraschend in Runde drei gespielt hatte. Damit stand schon vor der letzten Partie fest, dass es ein Amateur ins Crucible Theatre schaffen würde und am Ende gebührte diese Ehre verdient Cahill.

Ein Rekord an Crucible-Debüts 2019

Michael Georgiou hat mit Siegen über Lee Walker, Peter Ebdon und heute Yan Bingtao zum ersten Mal in seiner Karriere die Hauptrunde der WM erreicht. Er ist nach James Cahill der zweite Debütant.

Abends gesellten sich noch fünf weitere Spieler dazu. Zhao Xintong gewann mit 10–4 souverän gegen Matt Selt. Ein beherztes Comeback legte Matthew Stevens nach 3–8 gegen Tian Pengfei hin, doch war er am Ende nicht erfolgreich und unterlag Tian mit 8–10. Der Chinese steht zum ersten Mal in der WM-Hauptrunde im Crucible. Seinem Landsmann Luo Honghao gelang mit dem knappen Sieg gegen Tom Ford der erste Sprung in die WM-Hauptrunde. Li Hang und Ben Woollaston bewegten sich im Wechselschritt auf ein 8–8 zu, bis Li die letzten zwei Frames zu seinem Debüt für sich entschied.

In der Partie mit zwei potentiellen Debütanten holte Lu Ning gegen Scott Donaldson nach 2–7 und 4–9-Rückstand noch zum 9–9 auf. Im einzigen Decider am Judgement Day spannten sie uns über eine Stunde lang richtig auf die Folter. Donaldson verschoss den Ball, der die Sache sicher gemacht hätte. Nach einem Snooker gab es noch eine unklare Situation: Hatte Donaldson regelgerecht Rot oder zuerst Blau gespielt? Der Schiedsrichter gab kein Foul und auch eine Superzeitlupe gab keinen Aufschluss. Lu Ning holte sich die nötigen Foulpunkte und hatte die Chance auf den Framegewinn. Doch Donaldson zog wieder davon. Am Ende hatte er dann auch die Nase vorn und ist damit der siebte Debütant in diesem Jahr.

Mark Davis zum 11. Mal im Crucible dabei

25 Jahre nach seinem Crucible-Debüt und vier Jahre nach seinem letzten Auftritt ist Mark Davis dieses Jahr wieder dabei. Mit seinen Siegen über Lü Haotian, Fergal O’Brien und Rod Lawler hat er zum zehnten Mal die Qualifikation überstanden, nur 2014 war er direkt qualifiziert. Auch wenn er in dieser Saison schon Ronnie O’Sullivan geschlagen hat, war es keinesfalls sicher, dass er sich hier qualifiziert. Für den 46jährigen ist das durchaus ein erfreuliches Highlight. Er möchte am liebsten gegen keinen der Top 16 antreten. Aber wir befürchten, dass dieser Wunsch nicht in Erfüllung geht.

Ding bekommt Konkurenz aus dem eigenen Land

Von insgesamt zwanzig chinesischen Spielern waren neun am Judgement Day noch im Rennen. Davon haben sich mit Zhou Youelong, Zhao Xintong, Luo Honghao, Tian Pengfei und Li Hang fünf Spieler qualifiziert. Liang Wenbo und die beiden vielversprechenden Youngster Yan Bingtao und Lü Haotian schieden am Mittwochnachmittag aus.

Damit haben wir mit sechs eine Rekordzahl an chinesischen Spielern im Crucible, nach fünf in den Jahren 2012 und 2017. Zhao Xintong würde lieber nicht Ding zugelost werden, denn der sei der Boss, sagte er im Interview. Aber gegen Ronnie will er auch nicht unbedingt antreten.

Auch Gould, Wilson, McGill, Dott, Perry und Carter qualifizieren sich fürs Crucible

Robert Milkins ging in der ersten Session 7–2 in Führung und schaffte es, in der nächsten Session sieben Frames in Folge abzugeben. Zwar konnte er noch einen Frame holen, aber McGill ließ es nicht zum Decider kommen und gewann 10–8.

Martin Gould, Gary Wilson, Graeme Dott, Joe Perry und Ali Carter sind schon alte Bekannte im Crucible. Auch sie konnten ihre Spiele der dritten Runde gewinnen. Darunter befinden sich z.B. mit Carter, Gould und Perry einige Ex-Top-16-Spieler, die für den jeweils gesetzten Spieler ein unbequemes Los sein werden.

Kaum Decider, keine Frauen, alles Spiele auf einen Blick

Decider gab es in den 112 Qualifikationsspielen nur sieben. Den aus Nervosität abgekauten Fingernägeln nach zu urteilen scheinen es viel mehr gewesen zu sein.

Wen die (erfolglose) Qualifikation den Tourplatz gekostet hat, könnt ihr im Tour-Survival-Blog nachlesen.

Die beiden Spielerinnen Reanne Evans und Ng On Yee haben übrigens ihre Erstrundenspiele verloren. Ng On Yee holte gegen Alan McManus immerhin sechs Frames, während Evans Zhang Yong deutlich mit 2–10 unterlag.

Morgen um 12 Uhr lost World Snooker die Partien der ersten Runde aus, was wir live hier oder hier verfolgen können – sollte ausnahmsweise mal alles glatt gehen. Wem unsere WM-Seite mit dem Artikelüberblick und den Spielpaarungen, -zeiten und (Zwischen)Ergebnissen zu viel Gescrolle erfordert, kann sich direkt auf snooker.org informieren.

Und ganz zuletzt …

… könnt ihr hier sehen, wie ich gefeiert habe, als die respottet Black von Dark Mavis gefallen ist …

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

SnookerPRO folgen